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Das verlassene Krankenhaus bei Tschernobyl

Nic

Heft, 28 Seiten, 2020 - ab 23 Nov. erhältlich

Die Stadt Prypjat liegt nur 3 Kilometer von Tschernobyl entfernt. Im hiesigen Krankenhaus wurden unmittelbar nach der Explosion des Atomreaktors die ersten stark verstrahlten Opfer behandelt. Viele von Ihnen sind an der massiven Strahlenbelastung gestorben.

Am 27. April 1986, einen Tag nach der Nuklearkatastrophe, wurde die Prypjat evakuiert. Seither ist die Stadt, wie auch das hier gezeigte Krankenhaus verwaist. 30 Jahre Leerstand hinterlassen Ihre Spuren. Nic führt uns auf einem Rundgang durch verlassene Gänge vorbei an verfallenen OP-Sälen und Behandlungszimmern.

Für alle Fans von Lost Places.

Ab 4 Heften versenden wir versandkostenfrei.

Friedenauer Friedhof

Dietrich Lincke

Berlin ist reich an eindrucksvollen Friedhöfen mit bedeutenden Grabstätten. Der Friedenauer Friedhof (Haupteingang Südwestkorso) gehört in diese Reihe. Bekannt wurde er vor allem durch das kupferne - grün oxydierte - Standbild des Engels mit der Feder, der immer wieder an Totensonntagen in Zeitungen und Zeitschriften abgebildet wird. Er stammt von dem schwäbischen Bildhauer Raimund Liebhaber (1861-1952). Allerdings ist er kein Einzelstück, sondern wurde im Wege der Galvanotechnik hergestellt, d.h. eine dicke Metallschicht wird durch Elektrolyse auf einer Negativform niedergeschlagen und anschließend abgelöst. Jedenfalls ist die ergreifende und zugleich friedvolle Gestalt des Engels zu einem Wahrzeichen des Friedenauer Friedhofs geworden, der zudem andere bemerkenswerte Grabmäler aufzuweisen hat. Er wird daher gern "Künstlerfriedhof" genannt, nicht nur wegen der Steinmetzarbeiten, sondern vor allem, weil dort viele Künstler begraben liegen, die in dem Viertel gelebt und gewirkt haben und dort auch beerdigt werden wollten.  

Gleich hinter dem Haupteingang stößt man auf das Grab des bekannten deutsch-italienischen Pianisten und Komponisten Ferruccio Busoni (1866-1924); es wird durch eine wertvolle Plastik geziert und gehört zu den 12 Ehrengräbern des Landes Berlin auf dem Friedhof.

 

 

Das bekannteste ist heute die Ruhestätte von Marlene Dietrich (1901-1992), die in Berlin geboren wurde, in Friedenau zur Schule ging und durch ihren Tonfilm „Der Blaue Engel" 1930 Weltruhm erlangte (schon damals wurde er von der UFA zugleich in deutscher und englischer Fassung hergestellt). Der Grabstein der Diva trägt schlicht den Namen „Marlene". Davor finden sich noch heute viele Besucher ein und hinterlassen oft frische Blumen.

 

 

Direkt daneben hat Helmut Newton (ursprünglich Helmut Neustädter) ein Ehrengrab (1921-2004). Er wurde in Berlin geboren und emigrierte 1938 nach Singapur, dann Australien, lebte lange in Paris und starb in den USA. Er wurde weltbekannt als Fotograph, besonders durch seine Frauenportraits und hinterließ eine großartige Sammlung von Lichtbildern, die heute als Leihgabe in der Jebenstraße 2, direkt neben dem Bahnhof Zoo, zu sehen ist. Sie bildet den Grundstock eines Fotografiemuseums. Ein schlichtes Lichtbild des Künstlers ziert seine Ruhestätte.

Diese beiden jüngsten Ehrengräber ziehen auswärtige und Berliner Besucher an. Der weithin sichtbare „grüne Engel" neben ihnen -am Ende des Areals- hilft als Wegweiser

 

Wer einmal den beschaulichen Friedhof aufgesucht hat, kann sich anschließend auf dem angrenzenden gediegenen Boulevard, dem Südwestkorso, stärken. Nur wenige Schritte entfernt (Nr. 10) hat sich seit langem ein sehr gepflegtes italienisches Eßlokal installiert, Ristorante Mario - mit weiß gedeckten Tischen drinnen und in der warmen Jahreszeit auch draußen. Kaum schlagbar ist das Preis-Leistungs-Verhältnis der Tagesgerichte auf der Mittagskarte. In den Nachbarhäusern findet man Konditoreien, die weithin einen guten Ruf haben.

Wer danach noch einen Eindruck von einem traditionellen „gutbürgerlichen" Viertel erhalten will, ist in Friedenau an der richtigen Stelle. Trotz der Bombenangriffe während des II. Weltkriegs hat es seinen Charakter besser bewahrt als andere Stadtteile. Ein Spaziergang kann zum Friedrich-Wilhelm-Platz führen mit der Kirche „Zum Guten Hirten", die allerdings schon vor Jahren durch eine Verkehrsbegradigung sehr eingezwängt wurde, dann weiter zur „Kaisereiche", die an der Hauptgeschäftsstraße des Stadtteils, der Rheinstraße, liegt. Friedenau entstand in der „Gründerzeit", in den Jahrzehnten nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Es wurde von Beamten, Künstlern und Wissenschaftlern bevorzugt. In der Stadtvilla Niedstraße 13 lebte damals der hochgeschätzte Marinemaler Hans Bohrdt, der oft von Kaiser Wilhelm II. und dessen Bruder Heinrich, dem „Marineprinzen", Besuch erhielt; in den 1960er Jahren erwarb der aufstrebende Schriftsteller Günter Grass das hochherrschaftliche Haus. Nach dem I. Weltkrieg lebte der Maler Max Pechstein, einer der Begründer des Expressionismus, in Friedenau. Von 1913-1930 wohnte dort der spätere erste Bundespräsident Theodor Heuss. Viele weitere Namen ließen sich anfügen, die insbesondere im Berliner Kulturleben eine Rolle spielten.

Trotz seines imposanten eigenen Rathauses wurde Friedenau schon 1920 dem größeren Bezirk Schöneberg zugeschlagen, der seinerseits 2001 mit Tempelhof zusammengefaßt worden ist. Die Blütezeit der Berliner Bezirksämter mit ihren prächtigen Rathausbauten und ihrer umfangreichen kommunalen Selbstverwaltung ist vorbei. Wie sehr sie lange den Bürgersinn mitgeprägt haben, kann man noch heute in Stadtteilen wie Friedenau ablesen. Auf den Friedhöfen wird diese Geschichte besonders greifbar.

 

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Fotos: Diedrich Lincke

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