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Erscheint im März 2015

Paulus Luther

Sein Leben von ihm selbst aufgeschrieben. Ein wahrhaftiger Roman

Christoph Werner

Ein lesenswerter und informativer historischer Roman, der das Leben Paul Luthers - jüngster Sohn Martin Luthers und seines Zeichens fürstlicher Leibarzt und Alchimist - erzählt.

Paulus Luther in Berlin

Paulus Luther in Berlin

Christoph Werner

Der jüngste und berühmteste Sohn des Reformators

 

Der jüngste Sohn des Reformators, Paulus oder Paul Luther (1533 - 1593) war Diener mehrerer Herren, unter anderem auch Leibarzt des Kurfürsten von Brandenburg, Joachim II. Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Buch von Christoph Werner, „Paulus Luther, sein Leben von ihm selbst aufgeschrieben", das im Bertuch Verlag Weimar erschienen ist.

Paulus Luther
Paulus Luther
Mitten im kalten Winter, am 3ten Januar a. 1571 ging der Kurfürst in Köpenick auf Wolfsjagd und, da er kräftig getrunken hatte, achtete er des eisigen Windes nicht und erkältete sich sehr. Im Köpenicker Schloss war keine vernünftige Person, die ihm ein heißes Getränk, zum Beispiel erhitzten und stark gewürzten Wein und ein ebensolches Bad empfohlen hätte. Außerdem litt er an einem Ausfluß am Fuß, den ich seit Längerem vergeblich bekämpfte. Zusammen mit der Erkältung führte das zu seinem plötzlichen Tod. Nun, viel zu spät, wurde ich durch einen reitenden Boten aus Küstrin zurückgerufen.

Ich sah mir meinen toten Herrn, der durch die winterliche Kälte gut erhalten war, genau an und fertigte ein sorgfältiges Protocoll der Geschehnisse und der Bezeugungen aller anwesenden Personen an. Von Anzeichen eines Gifttodes war keine Spur zu finden, und die bloße Anwesenheit des Hofjuden war natürlich kein Hinweis auf irgendeine böse Tat. Es wurde gesagt, er habe dem Kurfürsten am Abend vor seinem Tod ein Glas mit Malvasier gereicht, das vergiftet gewesen sei. Die Flasche Malvasier, aus dem der Wein stammte wie auch das Glas enthielten keinerlei Hinweise auf Gift. Und auch am Juden wurde keines gefunden.

Ihm wurde vorgeworfen, er habe den Tod des Kurfürsten verursacht, weil er wegen Entwendung einer kostbaren Kette die Strafe des Kurfürsten befürchtete. In Wahrheit hatte er auf Anordnung seines Herren die Kette zu Goldmünzen, Portugalesern, umprägen lassen, mit denen der Kurfürst in seiner verschwenderischen Freigebigkeit am Abend vor seinem Tode seine Gäste beschenkte.
Lippolds Unschuld hat sich durch meine genauen Aufzeichnungen und schriftliche Zeugenschaft herausgestellt, so daß sich sogar Kaiser Maximilian II. dafür verwandte, allerdings erfolglos, der Witwe Lippolds, die nur eine geringe Entschädigung erhalten hatte, das Vermögen Lippolds zurückzugeben. Doch ein ordentlicher Prozess zur Widerrufung des ursprünglichen Urteils wurde nicht geführt. Hier ist die während des schändlichen Verfahrens gegen Lippold herausgequälte Aussage:

Laut dem vom Gerichtsschreiber aufgesetzten Protocoll bekannte er, daß er den Teufel in einem Glase und Kreise bannen und zwingen könne, seinen Willen zu tun, auch durch seine Hülfe in Seiner kurfürstlichen Gnaden verschlossene und verriegelte Gemächer zu Tag und Nacht seines Gefallens kommen, sich mit dem Teufel verbunden, und ihm mit Leib und Seele ergeben habe, daß er Seiner Kurfürstlichen Gnaden Gift beigebracht, woran dieser endlich hat sterben müssen. Auch habe er einen schwarzen Hahn so mit Zauberei zugerichtet und in der Münzmeisterei vergraben, daß keiner mehr ein gedeihliches Münzen tun könne.

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Vorschaubild: Paulus Luther, gemeinfrei 

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