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Carolin Eberhardt

Spiele in der Natur

Spiele in der Natur bedeuten für Kinder jeden Alters, eine abenteuerliche Welt zu betreten. Insbesondere, wenn diese erlauben, an einer aufregenden Geschichte teilzunehmen. Insgesamt 12 spannende Spiele in vier verschiedenen Kategorien fördern gemeinschaftliche Aktivitäten in Kinder- und Jugendgruppen. 

Märkisches Museum

Märkisches Museum

Dietrich Lincke

1.

Berlin ist eine Stadt der Museen und Sammlungen (etwa 175). Viele sind über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt, einige weltberühmt. Sie gehen in ihren Anfängen auf die brandenburgischen, dann preußischen Landesherrn zurück.

Das Märkische Museum aber ist eine Gründung der Stadt Berlin (1874), ein Zeugnis des aufstrebenden Bürgertums der frischbackenen Reichshauptstadt. Hier kann der Interessierte erfahren, auf welchen Grundlagen die deutsche Kulturmetropole entstand. Binnen weniger Jahrzehnte haben bürgerlicher Einsatz und Sachverstand sehr viel zusammengetragen, was Aufschluß gibt über acht Jahrhunderte geschichtlicher Entwicklung der Stadt und ihres Umlandes. Die schnell wachsenden Bestände erforderten bald ein eigenes geräumiges Museumsgebäude. Dabei setzte sich der Entwurf des angesehenen Berliner Stadtbaurats Ludwig Hoffmann durch; er wurde 1899-1908 verwirklicht. Dem Architekten gelang m.E. ein großer Wurf, weil er das Bauwerk aus einem Guß mit dem Inhalt gestaltete,

 

 

 für den es errichtet wurde. Die märkische Backsteinbaukunst der Gotik und der Renaissance wurde aufgegriffen in dem weitläufigen Gebäude, das bedeutende architektonische Schöpfungen wie die Bischofsburg in Wittstock und die Katharinenkirche in Brandenburg zum Vorbild nahm. Bestandteile aufgegebener alter Bauwerke wurden verwendet und eingebaut. Zum Wahrzeichen wurde der mächtige viereckige Turm des Gebäudes, der weithin herausragt. 

Wie fast alle Museen erlitt auch das Märkische Bombenschäden, die jedoch in den ersten Nachkriegsjahren behoben werden konnten. Bald nach der Neueröffnung begannen die östlichen Stadtväter, die Aussstellungsgegenstände im Sinne der marxistischen Geschichtsauffassung zu präsentieren.

Wie bei den meisten Beständen und Sammlungen führte die Spaltung der Stadt zur Entstehung zweier Museen. Von 1962-1995 wurde im Westen ein Berlin-Museum geschaffen, das zur Heimstatt das alte Berliner Kammergericht erhielt. Dieses war wahrhaft ein angemessener Ort: Das repräsentative Gebäude wurde 1735 unter dem Soldatenkönig als erster Sitz des obersten preußischen Gerichts geschaffen. Es ist das einzige Barockgebäude, das in dem arg zerstörten Stadtteil um den Potsdamer Platz überhaupt wiederhergestellt werden konnte. Allerdings reichte es, obwohl recht großzügig bemessen, nur aus, einen kleinen Teil der im Westen befindlichen Bestände auszustellen. Es erhielt aber bald - wegen der Bedeutung dieser Exponate - eine eigene jüdische Abteilung, aus der später das Jüdische Museum hervorging. Dieses bekam später das gesamte Areal mit dem alten Kammergericht und einem weltweit beachteten Neubau des amerikanischen Architekten Daniel Libeskind.

 2.

Nach der Wiederherstellung der deutschen Einheit sollten das Berlin-Museum und das Märkische Museum wieder zusammengebracht werden. Das geschah 1995. Beide sind im Märkischen Museum wieder unter einem Dach zusammengezogen und juristisch - mit vier „Außenstellen" - in der „Stiftung Stadtmuseum Berlin" organisiert. Das Jüdische Museum wurde selbständig und blieb mit seinen Beständen am bisherhigen Standort.

Heute erwartet den Berlinfreund im Kern Berlins an der Spree (Am Köllnischen Park 5) ein nach der Wende behutsam renoviertes, großzügig eingerichtetes Märkisches Museum, dessen Säle z.T. wie ursprünglich im Stile der Epochen gestaltet sind, die dort dargestellt werden. Das gilt z.B. für die gotische Kapelle, den Zunftsaal und die Waffenhalle (s. Photos). In anderen Räumen werden die historisch gewachsenen Viertel Berlins in Modellen und Abbildungen gezeigt.  

Es finden sich Werke bekannter Maler wie Max Liebermann, Lovis Corinth, Lesser Ury u.v.a., die hier aber nicht allein wegen ihres künstlerischen Ranges, sondern auch wegen ihrer Bedeutung für Berlin ausgewählt sind. Wertvolle Porzellane erfreuen den Besucher ebenso wie Spielzeug, das er vielleicht noch aus seiner Kindheit kennt. Berlin war lange Zeit ein wichtiges Zentrum für den Bau mechanischer Musikinstrumente. So sieht man prächtige Leierkästen, die ja in Berlin vereinzelt noch „ in Betrieb" sind und dann immer ein dankbares Publikum finden, darüber hinaus ein großes Repertoire von der Spieldose über das elektrische Klavier bis zum „Orchestrion", das ein ganzes Salonorchester imitiert. Die Sammlungen sind vielseitig und wirken manchmal schon fast eklektisch aneinandergereiht. Die Chancen sind jedenfalls groß, daß der Besucher auf Objekte stößt, für die er selbst eine Vorliebe hat.

Dann gibt es aber wieder anschauliche Darstellungen über wirtschaftliche Entwicklungen und neu entstandene Industrien in der preußisch-deutschen Hauptstadt.

Die Krönung des Museumsbesuchs ist der letzte originale Pferdekopf der alten (Schadow´schen) Quadriga vom Brandenburger Tor. Insgesamt war sie nach den Kriegsschäden bekanntlich irreparabel und mußte durch einen Neuguß ersetzt werden.

 

 

Wer nach dem Rundgang seine Eindrücke Revue passieren lassen will, kann von Freitag bis Sonntag das Hofcafé des Museums besuchen, das einen geschichtsbewußten Rahmen bietet. Er kann aber auch – in der günstigen Jahreszeit – den kurzen Weg zum historischen Hafen gehen und auf einem musealen (allerdings nicht zum Museum gehörenden) Lastkahn etwas essen und trinken und den Blick über die Spree genießen. Direkt neben dem Museum befindet sich auch ein gemütliches Restaurant, das Marinehaus. Es wurde um das Jahr 1900 von einer kaiserlichen Marineeinheit erbaut und genutzt. Mit seiner Vorgeschichte kann es sich bei Fischgerichten keine Blamage leisten; die Preise sind trotzdem moderat. Außerdem gibt es am    U-Bahnhof Märkisches Museum  einige  pfiffige kleine Lokale, die Gäste aus der benachbarten Musikschule oder den umliegenden Botschaften beköstigen. 

3.

Der Besucher, der weiterhin Bildungshunger statt Hunger verspürt, geht stattdessen weiter zu den „Außenstellen" des Märkischen Museums". Man braucht nur ein Stück spree-abwärts zu laufen - bis zur Mühlendammbrücke. Dort sieht man auf der anderen Straßenseite schon das Ephraim-Palais, das den Anfang des Nikolai-Viertels markiert. Dieser kleine Stadtteil ist das Touristenmekka Berlins, in dem ein Lokal am anderen liegt, vergleichbar mit der Drosselgasse in Rüdesheim am Rhein. Im Mittelpunkt steht die Nikolaikirche, die man trotz des Gedränges gesehen haben sollte.Sie ist die erste Außenstelle des Märkischen Museums und Berlins ältestes Gotteshaus, erbaut 1230-1250, über die Jahrhunderte immer wieder umgebaut, erst im 19. Jahrhundert mit dem zweiten Turm versehen, im II. Weltkrieg aber bis auf die Grundmauern zerstört. Im Zuge der Vorbereitungen für die 750-Jahrfeier Berlins, die 1987 im Osten wie im Westen begangen wurde, baute man das weitgehend vernichtete Nikolaiviertel wieder auf: im alten Zuschnitt, aber mit bescheidener Neubautechnik. Die überzeugend wiederhergestellte Nikolaikirche dient nunmehr als Museum, insbesondere ihrer eigenen, für Berlin wichtigen Geschichte. In ihr versammelte sich 1809 die erste Berliner Stadtverordnetenversammlung zur Vereidigung; hier traf sich 1991 das neue Gesamt-Berliner Abgeordnetenhaus zu seiner konstituierenden Sitzung. 1990 hatte in der Kirche auch die große Zeremonie stattgefunden, in der dem damaligen Bundespräsidenten und früheren Regierenden Bürgergermeister Berlins Richard von Weizsäcker die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen wurde. 

4.

Direkt neben der Nikolaikirche steht die nächste „Außenstelle" des Märkischen Museums, das Knoblauch-Haus. Das stattliche Bürgerhaus hat als einziges die Zerstörung des Nikolaiviertels im II. Weltkrieg überstanden. Es wurde 1759-61 für den jüdischen Fabrikanten und Kaufmann Johann Christian Knoblauch erbaut. Er stellte u.a. Nadeln und Seidenbänder her und war auch Heereslieferant, hauptsächlich für Uniformzubehör. Die Familie war sehr wohlhabend. In ihrem Haus waren Freiherr vom Stein, Wilhelm von Humboldt, Schinkel und andere Größen der Zeit zu Gast.

Das Knoblauch-Haus ist über drei Stockwerke mit Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen des Biedermeier ausgestattet, die teilweise aus dem Hauptmuseum hierher gebracht wurden. Das alles ist so lebendig und stilecht arrangiert, daß man glauben könnte, man sei in ein bewohntes Privathaus eingetreten, wären dort nicht die vielen Schaulustigen. Man erhält jedenfalls einen abgerundeten Eindruck von der Wohnkultur jener Zeit, aber auch davon, wie sehr die emanzipierten jüdischen Familien im Berlin des 19. Jahrhundwerts ins gesellschaftliche und öffentliche Leben einbezogen waren.

5.

Diese Entwicklung hatte sich schon im 18.Jahrhundert angebahnt, besonders unter Friedrich dem Gr0ßen. Davon kündet die nächste „Außenstelle" des Märkischen Museums, das Ephraim-Palais. Der prächtige Barockbau wurde im Jahre 1766 für den Bankier und Hofjuwelier des Königs Nathan Veitel Heinrich Ephraim fertiggestellt. Wegen der notwendigen Verbreiterung der Mühlendammbrücke wurde das Gebäude 1935 abgetragen, wichtige Teile der Fassade wurden aber sorgfältig nummeriert und aufbewahrt - im Westen der Stadt. Für die 750-Jahrfeier rekonstruierte man das Gebäude wenige Schritte von seinem ursprünglichen Standort, und der Westen stellte die Fassadenteile der östlichen Stadtverwaltung zur Verfügung - ein frühes Beispiel für die Überwindung der Schranken in der gespaltenen Stadt.

Heute erstrahlt das Ephraim-Palais innen und außen im alten Glanz. Es dient der Stiftung Stadtmuseum Berlin als Ausstellungszentrum. Vom September 2015 bis Januar 2016 läuft z.B. die hervorragend bestückte Ausstellung „Tanz auf dem Vulkan" über das Berlin der Zwanziger Jahre. In der „Langen Nacht der Museen" am 29.8.2015 - bereits die 35. seit der Einführung 1997 - gab es eine Vorschau, begleitet von einem stilgerechten Konzert mit Swing und Charleston auf dem Vorplatz. Es wurde zum Volksfest. Das ist ein Beispiel für die vielen Sonderveranstaltungen des Märkischen Museums und seiner Häuser, die eine geschickte Hand beweisen und entsprechend viel Anklang beim Publikum finden - bei Berlinern wie Touristen.

*****

Fotos: Dietrich Lincke mit Genehmigung des Märkischen Museuums 

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