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Friedrich W. Kantzenbach

Erfundenes Glück

Der Autor beschäftigt sich auf lyrischem Weg mit den essentiellen Dingen des Lebens. Er reflektiert seine reichen literarischen Begegnungen und verarbeitet Reiseerlebnisse und persönliche Bekanntschaften mit Menschen, die ihn beeindruckten. Zunehmend durchdringen die Themen Krankheit, Tod und Vergänglichkeit seine Texte.

 

Felix Mendelssohn Bartholdy

Felix Mendelssohn Bartholdy

Ursula Brekle

Mendelssohn in Berlin

Felix Mendelsohn Bartholdy im Alter von 12 Jahren
Felix Mendelsohn Bartholdy im Alter von 12 Jahren

Beide waren hoch musikalisch, Felix und Fanny Mendelssohn Bartholdy. Die Geschwister waren in Hamburg geboren, Fanny 1805 und Felix 1809. Sie wuchsen in Berlin auf. Fanny spielte mit 13 Jahren 24 Präludien von Bach auswendig. Jedoch meinte der Vater Abraham, dies sei nur die Zierde einer gebildeten Frau. Abraham war ein Sohn von Moses Mendelssohn, dem berühmten Philosophen, der für Lessing das Urbild Nathans des Weisen gab. Felix, der das Klavier und das Geigenspiel beherrschte, begann im Alter von 11 Jahren eigene Klavierstücke zu komponieren. Die Geschwister, die zeitlebens eine enge Beziehung verband, hatten bei den regelmäßigen Sonntagsmusiken, die im Haus Mendelssohn stattfanden, Gelegenheit, Erfahrungen im Musizieren und Dirigieren mit einem kleinen Orchester zu sammeln. Felix begann, seine kleinen Werke zu nummerieren. Das Klavierquartett c-Moll erhält die Opuszahl 1.
1821 war Johann Wolfgang von Goethe auf den neuen Musikstern Felix Mendelssohn Bartholdy neugierig. Felix reiste mit seinem Musiklehrer Zelter nach Weimar und durfte „alle Nachmittage" vorspielen. Goethe sagte zu Felix: „Ich hab dich heute noch gar nicht gehört, mach mir ein wenig Lärm vor!" Und Felix schrieb euphorisch nach Hause: „ ...wenn ich fertig bin, so bitte ich mir einen Kuss aus...Jeden Morgen erhalte ich vom Autor des Faust und des Werthers einen Kuss und jeden Nachmittag vom Vater und Freund Goethe zwei Küsse. Bedenkt!" Die innige Freundschaft hielt ein Leben lang.

Das Mendelssohnsche Haus, Leipziger Str. 3 in Berlin, um 1900
Das Mendelssohnsche Haus, Leipziger Str. 3 in Berlin, um 1900

Die Eltern erwogen, eine musikalische Karriere für ihren Sohn anzustreben, waren sich aber nicht sicher. Deshalb reiste der Vater mit Felix 1825 zum Direktor des Pariser Konservatoriums, Luigi Cherubini. Er war ein weltweit anerkannter Musikexperte und sollte befragt werden. Felix spielte seine neueste Schöpfung, ein Quartett in h-Moll op.3 vor. Cherubini sprach den alles entscheidenden Satz: „ Er ist als Musiker außergewöhnlich begabt." Der 16jährige Felix urteilte über den Prüfer weniger schmeichelhaft: „Der ist vertrocknet und verraucht...ich glaube, dass er der einzige Mensch ist, auf den... (das) Wort von einem ausgebrannten Vulkan passt. Er sprüht noch zuweilen, aber er ist ganz mit Asche und Steinen bedeckt..."
Die jüdische großbürgerliche Familie Mendelssohn legte größten Wert auf eine umfassende Bildung ihrer Kinder. Die Erziehung war sehr streng. Müßiggang galt als Sünde. Fleiß war gefordert. Der Tag war für die Geschwister nach einem Stundenplan streng reglementiert. Der bedeutendste Hauslehrer war der Leiter der Berliner Singakademie Carl Friedrich Zelter. Er vermittelte die Beziehung zu Johann Sebastian Bach und zu den Wiener Klassikern. Dr. Karl Wilhelm Heyse unterrichtete neben den üblichen Fächern Latein, Griechisch, Französisch, Englisch, Zeichnen und Tanzen. Felix wird gern aquarellieren. Er pflegte zahlreiche Kontakte brieflich und hinterließ mehr als 7 000 Briefe in vier Sprachen.
Im geselligen Familienkreis knüpfte Felix viele Freund- und Bekanntschaften, z. B. mit den
Gebrüdern Humboldt, dem Philosophen Hegel, dem Dichter Heine und den Musikern Weber, Spohr und Moscheles. Weiter gehörten dazu E. T. A. Hoffmann, Jacob Grimm und Friedrich Schinkel. Auch Politiker, Diplomaten und Kaufleute aus ganz Europa gingen ein und aus.
Nach dem Abitur schrieb sich Felix als Student an der Berliner Universität ein und belegte die Fächer Geographie und Philosophie. Er hörte Vorlesungen bei Alexander von Humboldt und bei Hegel.

Aquarell von FMB aus dem Jahre 1830
Aquarell von FMB aus dem Jahre 1830

 

1826 hatte er mit der „Sommernachtstraum-Ouvertüre" großen Erfolg. Als ihm der Lehrstuhl für Musik an der Berliner Universität angeboten wurde, lehnte er ab. Er machte ausgedehnte Bildungsreisen, nach England, Italien und Frankreich.

Als Zelter im Mai 1832 starb, bewarb sich Felix um die Nachfolge als Leiter der Berliner Singakademie. Aber Alter ging vor Talent, der amtierende Direktor Rungenhagen wurde gewählt. Verärgert nahm Felix Mendelssohn Bartholdy zunächst das Angebot aus Düsseldorf an und wurde Städtischer Musikdirektor. Dann trat er am 01. September 1835 sein legendäres Dirigat als Gewandhauskapellmeister in Leipzig an. Vergleiche dazu www.leipzig-lese.de und www.weimar-lese.de

1840 versuchte der König Friedrich Wilhelm IV. Mendelssohn mit einem illustren Angebot nach Berlin zu locken. Mendelssohn nahm an. Er sollte als Direktor der Musiksektion an der Königlichen Akademie der Künste vorstehen. Aber die Akademieklasse blieb aus und andere Bedingungen stimmten nicht. Kurzum, Mendelssohn ging wieder nach Leipzig zurück, wo er weder das Amt noch die Wohnung aufgegeben hatte.
Als er im Mai 1847 vom plötzlichen Tod seiner geliebten Schwester Fanny erfuhr, schrie er auf und fiel in Ohnmacht. Von diesem Schock erholte er sich nicht mehr. Er starb am 04. November 1847 in Leipzig. Dort fand unter großer Anteilnahme der Leipziger Bürger die Trauerfeier statt. Beigesetzt ist er im Familiengrab auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof in Berlin.
Seine Musikwerke begleiten uns. Sie sind unsterblich.

Quellen:

Dießner, Petra und Hartinger, Anselm: Bach, Mendelssohn und Schumann, Leipzig 2005
Hüttner, Hannes: O schick mir ein Lied! Anekdoten über Felix Mendelssohn Bartholdy, Eulenspiegel Verlag o. J.

Fotos: wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Mendelssohn_Bartholdy

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