Berlin-Lese

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Heinrich von Kleist

Heinrich von Kleist

Anne Berger

Kurzfristiger Erfolg mit den „Berliner Abendblättern"

Heinrich von Kleist
Heinrich von Kleist

Im Februar 1810 kam der große deutsche Dichter Heinrich von Kleist (1777 - 1811) nach Berlin. Kleist bescherte uns trotz oder gerade wegen seiner nicht gerade glücklichen Lebensumstände ein beispielloses literarisches Werk, dessen Bedeutung jedoch erst sehr spät deutlich wurde.
In Berlin gab er die „Berliner Abendblätter" heraus, ein täglich erscheinendes Zeitungsblatt mit lokalen Nachrichten „für alle Stände des Volkes". Vor allem die Veröffentlichung von Polizeiberichten erfreute sich größter Beliebtheit.
Aber Kleist versuchte auch, das ´Publikum ... auf eine vernünftige Art` zu unterhalten: mit Kulturnachrichten, politischen Neuigkeiten (wobei Rücksicht auf strenge Zensur zu nehmen war, man lebte schließlich unter französischer Besatzung) und einer ´Menge ganz köstlicher Anekdoten`, wie die Brüder Grimm fanden, denen wir die einzige vollständige Sammlung der Zeitung verdanken.
Die Berliner Abendblätter erschienen im Kleinformat mit nur je vier Seiten, eigentlich nur ein Faltblatt. Das zwang oft zur Verwendung winzigster Buchstaben.
"*

Leider war es nicht immer einfach herauszufinden, welche Artikel nun tatsächlich von Kleist selbst stammten, welche er bearbeitet, verändert oder einfach aus anderen Zeitungen übernommen hat (eine damals durchaus übliche und nicht strafbare Methode). Die „Berliner Abendblätter" mit ihrer Mischung aus schlichtem Tratsch und aktuellen Nachrichten einerseits sowie anspruchsvollen Anekdoten und Aufsätzen von Kleist oder anderen Autoren andererseits fanden zwar großen Anklang, fielen leider aufgrund der Stimmungsmache gegen Napoleon sehr bald der Zensur zum Opfer. Alle politischen Texte wurden strengstens kontrolliert. Zuerst wurden die Theaterkritiken, dann die Polizeiberichte gestrichen, bis das Blatt ein halbes Jahr nach dem erstmaligen Erscheinen eingestellt werden musste. Aufgrund dieser (finanziellen) Niederlage musste Kleist innerhalb kurzer Zeit mehrere Erzählungen schreiben, um sich seinen Lebensunterhalt zu sichern. Die Texte erschienen in einem zweiten Band seiner Erzählungen.

Dennoch hielt seine Familie ihn für einen Versager, Kleist kam immer weniger mit sich und der Welt zurecht. „Verzweifelt über die Lage seines Vaterlandes und seine eigene scheinbar aussichtslose Situation erschießt sich Kleist gemeinsam mit einer todessüchtigen kranken Frau am 21. November am Wannsee"*.  Genauer gesagt erschoss er erst die krebskranke Henriette Vogel, die ihn darum gebeten hatte und anschließend sich selbst am Stolper Loch, dem heutigen Kleinen Wannsee, im Südwesten Berlins.

*Arno Pielenz: Kennst du Heinrich von Kleist?, Bertuch Verlag, Weimar 2007

 

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