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Christoph Werner

Buckingham Palace
Roman

Durch Zufall gerät Weimar in das Blickfeld des britischen Geheimdienstes, als dieser versucht, die englische Monarchie vor den Offenbarungen ihrer eigenen Vergangenheit zu schützen. - Ein spannender Roman, der den Leser in die Welt der Macht führt. Dabei wird ihm einiges abverlangt, denn die Handlung ergibt sich aus einem Puzzle von Szenen und erfordert detektivisches Gespür.

Auch als E-Book erhältlich 

Berliner Dom

Berliner Dom

Dietrich Lincke

Der Berliner Dom 1750
Der Berliner Dom 1750

I. 

Der Berliner Dom war als Hauptkirche des preußisch-deutschen Protestantismus konzipiert. Insofern sahen ihn die Erbauer - zumindest in der letzten Form von 1905 -auch als Gegenstück zum Petersdom in Rom. Das kommt in der - bei einer evangelischen Kirche ungewohnten - Pracht zum Ausdruck. Er verkörperte zugleich das Bündnis zwischen Thron und Altar (Kaiserloge, Kaisertreppe).

Seine Entstehungsgeschichte ist eng verknüpft mit dem Aufstieg des Hauses Hohenzollern. 1417 wurde das Fürstengeschlecht, damals Burggrafen von Nürnberg, mit der Mark Brandenburg belehnt, verbunden mit der Kurwürde. Sie machten die Doppelstadt Berlin-Cölln zur Hauptstadt. Als Zentrum der Herrschaft wurde 1451 das erste Schloss fertiggestellt. Die südlich davon gelegene Dominikanderkirche wurde als Domkirche und Grablege des Fürstengeschlechts bestimmt, bis sie 1747 abgerissen und durch den ersten eigentlichen Dombau an dem heutigen Standort nördlich des Schlosses abgelöst wurde. Friedrich der Große beauftragte damit den holländischen Architekten Johann Boumann. Unter der Kirche wurde ein durchgehendes Gewölbe geschaffen, das die Särge der Herrscherdynastie aufnahm und fortan als Grablege diente.

1817-1822 folgte eine neue Phase der Domgeschichte, eine durchgreifende Umgestaltung im Inneren und Äußeren durch den berühmten Architekten Karl Friedrich Schinkel. Auch diese Form war noch nicht die endgültige Lösung. Das 19. Jahrhundert hindurch wurden mehrfach Planungen und Wettbewerbe für den Bau eines neuen, noch repräsentativeren Baus an der Stelle des alten durchgeführt.

Sie wurden aktiv gefördert durch Friedrich Wilhelm IV., den Romantiker auf dem Thron, der so viele Kirchen in Preußen restaurieren und weiterbauen ließ, an der Spitze den Kölner Dom. Sein BruderWilhelm I., der spätere Kaiser setzte das Engagement fort. Aber erst unter Wilhelm II. führten die Initiativen zum Ziel. Der Architekt Julius Carl Raschdorf (1823-1914) lieferte einen Entwurf, der zwar eindrucksvoll war, aber selbst damals aus finanziellen Erwägungen reduziert werden musste, bevor Kaiser Wilhelm II. ihn genehmigte. Nachdem der alte Dom abgerissen war, begannen 1893 die Arbeiten am Fundament des neuen, der erst 1905 vollendet und eingeweiht wurde - fünf Jahre später als geplant. Wie tröstlich für uns heutige Staatsbürger, dass selbst zu Kaisers Zeiten manche Terminvorgaben nicht eingehalten werden konnten!

Der Dom erhielt seine charakteristische Gestalt durch die Dreiteiligkeit: in der Mitte der Hauptbau, die Predigtkirche, verbunden mit der Denkmalskirche im Norden und der Tauf- und Traukirche im Süden. Er ist ein Meisterwerk des Neubarocks der Gründerzeit. Die Wertschätzung für diese Kunstepoche hat sich im 20. Jahrhundert geändert: von der positiven Resonnanz der Zeitgenossen über die - auch ideologisch bedingte - Ablehnung gegenüber dem „Wilhelminismus" hin zur Anerkennung der künstlerischen Gestaltungskraft, der technischen Perfektion und einer kaum zu überbietenden handwerklichen Meisterschaft jener Zeit.

Im II. Weltkrieg war der Dom arg beschädigt und teilweise zerstört worden. Schon im Dezember 1940 wurden die berühmten Fenster im Altarraum durch Bomben zertrümmert, sicher als symbolisches Ziel; denn die großen Luftangriffe auf Berlin begannen erst 1943. Der schlimmste Schlag erfolgte im Mai l944, als die Hauptkuppel durch eine Flüssigkeitsbombe in Brand gesetzt und vernichtet wurde; Teile der herabstürzenden Eisenkonstruktion schlugen in ihrer Wucht bis in die Gruft unter der Kirche durch.

Schon unmittelbar nach Kriegsende begannen Sicherungs- und Aufräumungsarbeiten, um einem weiteren Verfall entgegenzuwirken. Sie wurden 1953 vorläufig abgeschlossen. Nach zähen Verhandlungen zwischen den staatlichen Stellen der DDR und den Vertretern des Bundes der Evangelischen Kirchen wurde 1972 eine Projektierungsgruppe gebildet. Es folgte ein langes Ringen zwischen der ideologischen Voreingenommenheit der Funktionäre und dem auf Bewahrung gerichteten Sachverstand der Fachleute. Dabei blieb die Denkmalskirche auf der Strecke, obwohl die Experten feststellten, dass unter den Gesichtspunkten der Standfestigkeit und der Konstruktionstechnik kein Grund für einen Abriss bestand. Dennoch wurde er angeordnet und 1976 durchgeführt. Der Wiederaufbau der Predigtkirche und der Tauf- und Traukirche konnte nun aber in Angriff genommen werden. Er erfolgte etappenweise, teils innen, teils außen, von 1975 - 1993. Schon vor der Wende hatten die evangelischen Kirchen im Westen Deutschlands erhebliche Mittel beigetragen. 2002 erstrahlte schließlich auch die Domkuppel wieder im alten Glanz, rechtzeitig vor der Jahrhundertfeier 2005. Die Beharrlichkeit beim Wiederaufbau des Doms, der stärkere Schäden aufwies als das auf Geheiß Ulbrichts zerstörte Schloss, sollte Ansporn sein, dass auch das Schloss in würdiger Form wiederersteht und dass Berlin damit seine beiden städtebaulichen Angelpunkte zurückbekommt, die sein Gesicht so lange geprägt haben.

II.

Der Berliner Dom pulsiert von Leben. Im Zeitalter spärlich besuchter Kirchen ist er an Sonn- und Feiertagen oft überfüllt. Das ganze Jahr bietet er - auch neben den Gottesdiensten - ein reiches Kulturprogramm: Konzerte auf der berühmten Sauer-Orgel und von bedeutenden Künstlerensembles, die vielbesuchten „Jedermann"-Aufführungen in der Vorweihnachtszeit. Für die Besichtigung des Domes und für die meisten Kulturveranstaltungen wird Eintritt erhoben.

Die Abmessungen des Doms sind imponierend, werden aber nicht selten unterschätzt. Die Kuppel hat eine Innenhöhe von 74 m und einen Durchmesser von 33 m. Der Innenraum der Kirche ist ein fast kreisförmiges Oktogon. Auf den Gesimsen der acht Hauptsäulen befinden sich Standbilder der vier führenden Reformatoren Luther, Melanchthon, Calvin und Zwingli sowie der vier wichtigsten Fürsten, die der Reformation wohlgesonnen waren: Albrecht von Preußen, Joachim II. (Brandenburg), Friedrich der Weise (Sachsen), Philipp der Großmütige (Hessen). Über den kleineren Emporen befinden sich Mosaikbildnisse der vier Evangelisten.

Der Hauptschmuck der Kuppel besteht aus 8 großen Mosaikgemälden der Seligpreisungen, entworfen von Anton von Werner, dem Historienmaler der wilhelminischen Zeit.

Die Tauf- und Traukirche und das Kaiserliche Treppenhaus gehören zu einer Besichtigung ebenso wie die Särge der Hohenzollern, die ihren Platz früher in der Denkmalskirche hatten. Die Sarkophage wurden teilweise von den berühmtestenKünstlern ihrer Zeit geschaffen. In der Predigtkirche befinden sich - vom Haupteingang aus gesehen - an den beiden Seiten (Nord und Süd) folgende Grabmale:

Nord (unter der Orgel): Kurfürst Johann Cicero (1486-1499),das älteste Grabmal im Dom von Peter Vischer aus Nürnberg; Kaiser Friedrich III. (1888); Großer Kurfürst (1640-1688) und seine zweite Gemahlin Dorothea;
Süd (vor dem Eingang in die Taufkapelle): das erste preußische Königspaar Friedrich I.(1688 - 1713) und seine Gemahlin Sophie Charlotte,Grabmal entworfen von Andreas Schlüter.

Der gesamte Dombau ist „unterkellert" durch eine Krypta, die Hohenzollerngruft. Sie enthält fast 100 Särge vom 16.-20. Jahrhundert - auch sie gestaltet von wichtigen Künstlern ihrer Zeit. Diese Grablege ist die bedeutenste in Europa neben der Kapuzinergruft der Habsburger in Wien, und sie ist zugleich ein bemerkenswertes Zeugnis der Kontinuität, das auch die beiden größten Katastrophen der neueren deutschen Geschichte, der Dreißigjährige Krieg und der Zweite Weltkrieg, nicht verschlungen haben.

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Fotos (2): Rita Dadder
Abbildung "Der alte Berliner Dom um 1750": Quelle: Wikimedia Commons, (Original: Gustav Sichelschmidt, Das historische Berlin in alten Ansichten)

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