Der Theodor- Heuss -Platz ist ein großzügig angelegter Knotenpunkt im Westen Berlins. Die U-Bahnlinie 2 endet abwechselnd hier oder weiter „draußen" in Spandau am Bahnhof Ruhleben. Hier, am Theodor-Heuss-Platz, beginnt das elegante Neu-Westend. Der Platz hieß in der Weimarer Republik Reichskanzlerplatz. In der NS-Zeit wurde er nach dem „Führer und Reichskanzler" in Adolf-Hitler-Platz umgetauft. Nach den nationalsozialistischen Umbauplänen für Berlin sollte er zu einem zentralen Punkt der „Ost-West-Achse" werden. Hitler bot seinem „Kollegen", dem italienischen Duce, bei einem Staatsbesuch sogar an, ihn in Mussolini-Platz umzubenennen. Das große Areal sollte von Arkaden umgeben werden und in der Mitte ein überdimensionales Mussolini-Denkmal erhalten. Im Krieg wurde nichts mehr daraus, und der Platz wurde auch bis 1945 nicht umbenannt. Nach dem Kriege hieß er wieder Reichskanzlerplatz. Noch zu Lebzeiten des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss, aber nachdem seine Amtszeit (1949-59) vorüber war, wurde der Gedanke ventiliert, den Platz nach ihm zu benennen. Er wehrte sich dagegen mit dem Argument, er wolle seinen Namen nicht für einen Ort hergeben, der früher Adolf-Hitler-Platz geheißen hatte. Jahrzehnte später, nachdem der ehemalige Bundespräsident verstorben war und sich nicht mehr dagegen sträuben konnte, erhielt der Platz dann doch seinen Namen. Jedenfalls ist er immer noch ein weit ausladendes Verkehrszentrum. In seiner Nachbarschaft befinden sich der RBB (Radio Berlin-Brandenburg, also der regionale Rundfunk- und Fernsehsender) und das große Messe- und Ausstellungsgelände Berlins mit dem bekannten Wahrzeichen, dem Funkturm (1924 erbaut, mit einem eleganten Restaurant versehen, mit einer Aussichtsplattform in 125 Metern Höhe, die einen weiten Blick bietet). Am Theodor-Heuss-Platz hat auch einer der wenigen exklusiven und wirklich teuren Clubs von Berlin, der Internationale Club, sein Domizil. Er war früher die „gute Stube" der britischen Schutzmacht und lässt noch heute etwas von der Atmosphäre solcher Clubs in ihrem ehemaligen Weltreich erkennen.
Zwei U- Bahnstationen hinter dem Theodor-Heuss-Platz in Richtung Spandau liegt das mehrmals renovierte und modernisierte Olympia-Stadion von 1936, das mit großen Sportveranstaltungen immer wieder Zehntausende von Besuchern anzieht.
Wer von den weitläufigen Erkundungen in diesem Teil Berlins erschöpft ist oder nur die zünftige regionale Küche kennen lernen will, dem kann die „Lindenwirtin", Lindenallee 28, direkt am Theodor-Heuss-Platz ein Refugium bieten. Das ist ein stilechtes kleines Lokal mit guter deutscher Küche, entsprechendem Ambiente, aber humanen Preisen, die allerdings dafür sorgen, dass es oft voll ist. Telefonische Vorbestellung - in Berlin nicht überall erforderlich - ist hier ratsam (Tel. 030 302 77 47), besonders am Wochenende. Auch sonst herrscht in dieser gutbetuchten Gegend der Stadt kein Mangel an Möglichkeiten einzukehren.
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Fotos: Dietrich Lincke