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Mitgelaufen

Christoph Werner

Das Buch „Mitgelaufen“ ist nicht wie andere Bücher über das Leben in der DDR. Hier liegt nicht der Fokus auf Mangelwirtschaft, einer allmächtigen Partei und der Staatssicherheit. Der Autor ist auch kein Opfer des Regimes, dem schreckliches widerfahren ist. Er gehört zu der großen Masse derjenigen, die sich als Rädchen im Mechanismus der DDR-Diktatur gedreht haben. Christoph Werner bricht mit seinem Buch das Schweigen der Mitläufer. Er stellt sich seiner eigenen Vergangenheit und dem Wissen, dass er selbst durch seine Zurückhaltung oder auch lautstarke Zustimmung das alte System lange am Leben erhalten hat. Jahrzehnte nach dem Mauerfall eröffnet er damit vor allem der heranwachsenden Generation, welche die DDR nur noch vom Hörensagen kennt, einen ganz neuen Blickwinkel auf ihre Geschichte.

Ohne Anklage und ohne den Versuch der Rechtfertigung wagt er eine kritische Betrachtung aus dem eigenen Erleben und gewährt Einblicke in eine vergangene Zeit.
Möge der Leser nicht mit dem Zeigefinger auf ihn zeigen, sondern sich fragen, wie oft er heute selbst dem Mainstream folgt oder mutig zu sich selbst und seiner Meinung steht.

Das Gründerzeitmuseum Mahlsdorf

Das Gründerzeitmuseum Mahlsdorf

Hannelore Eckert

Das Gutshaus Mahlsdorf wurde um 1815 erbaut. Bis 1919 wurde es von bürgerlichen Gutsherren bewirtschaftet, danach an die Stadt Lichtenberg verkauft, die ab1920 zu Groß-Berlin gehörte. Nach unterschiedlichen Nutzungen und zahlreichen Renovierungen nahm sich 1959 Lothar Berfelde (Charlotte von Mahlsdorf) des vom Abriss bedrohten Gebäudes an. Sie eröffnete dort 1960 ihr privates Gründerzeitmuseum, das 1972 unter Denkmalschutz gestellt wird. Ab 1997 übernimmt der Förderverein Gutshaus Mahlsdorf e. V. das Haus.

Charlotte von Mahlsdorf wurde am 18. 05. 1928 als Lothar Berfelde geboren. Schon früh merkte der Junge, dass er im „falschen Körper“ geboren war und benannte sich um. Die Wohnkultur der Gründerzeit wurde seine Leidenschaft. Schon kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges hatte sie bereits fünf Zimmereinrichtungen gesammelt. 1960 eröffnete das Museum in Mahlsdorf mit zunächst nur zwei Räumen, doch die Sammlung wuchs stetig. Es waren nicht nur Möbel, sondern auch Uhren, Musikmaschinen, Öfen, Kostüme und vieles mehr. Das weckte die Begehrlichkeit des Staates. 1974 versuchte die DDR das Museum in seinen Besitz zu bringen und viele Sammlerstücke gingen verloren, da Charlotte von Mahlsdorf sie lieber verschenkte, als dem Staat zu überlassen. Durch den Einsatz des Rechtsanwalts Friedrich Karl Kaul und der Schauspielerin Annekathrin Bürger konnte das Museum erhalten bleiben. Bis 1995 führte Charlotte von Mahlsdorf höchstpersönlich durch die beeindruckenden Räume. Nach einem Überfall von Neonazis auf ein Sommerfest im Museum und wegen Finanzieller Probleme verkaufte Charlotte an die Stadt Berlin. Sie zog nach Schweden und eröffnete dort ein Jahrhundertwende-Museum. Bei einem Besuch in Berlin verstarb sie am 30. April 2002. Der Förderverein stiftete einen Gedenkstein, der im Gutspark steht.

Das Museum zählt zu den bedeutensten Gründerzeitsammlungen in Europa. In 17Ausstellungsräumen sind u.a. ein Herrenzimmer, ein Damensalon, ein Speisezimmer und ein Gartensalon zu bewundern. Es gibt eine großartige Musikmaschinensammlung. Bei Führungen werden die Geräte auch in Betrieb gesetzt. Im Souterrain ist die „Mulackritze“ aufgebaut, die älteste erhaltene Zillekneipe Berlins. Und dort im Keller kann man auch eine Hurenstube besuchen…Ein Besuch im Gründerzeitmuseum Mahlsdorf lohnt sich. Ich empfehle auch die Lektüre des Buches „Ich bin meine eigene Frau“ von Charlotte von Mahlsdorf, dtv-Verlag.


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Fotos: Hannelore Eckert

Das Gründerzeitmuseum Mahlsdorf

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