Als „Goldene Zwanziger" werden die Jahre 1924 - 1929 bezeichnet. Sie beziehen sich vor allem auf Berlin, die Hauptstadt des damaligen Preußens und der Weimarer Republik. Als „golden" wurde diese Zeit empfunden, weil es nach dem Inflationsjahr 1923, in dem viele Existenzen in Deutschland zerstört worden waren, wirtschaftlich wieder aufwärts ging.
1918 hatte das Deutsche Reich gegenüber seinen Gegnern im 1. Weltkrieg kapituliert. Im Vertrag von Versailles waren ihm hohe Reparationskosten auferlegt worden, Zahlungsverpflichtungen, zu denen es nach seiner Wirtschaftskraft nicht in der Lage war. Zudem hatte der Weltkrieg mit seinen Kosten dem Land einen riesigen Schuldenberg hinterlassen. Da wurde der wirtschaftliche Aufschwung der Jahre nach 1923 als eine große Entlastung empfunden.
s gab auch politische Erfolge. In den sogenannten Locarno-Verträgen steuerten Deutschland und Frankreich auf eine Verständigung zu, die es auch ermöglichte, dass Deutschland 1926 gleichberechtigtes Mitglied im Völkerbund werden konnte. Auch mit der Sowjetunion wurde im „Berliner Vertrag" eine Zusammenarbeit gefunden. Es zeichnete sich in Europa eine einheitliche friedliche Entwicklung ab, die zu Optimismus und Auftrieb in vielen Bereichen führte.
Der wirtschaftliche Erfolg jedoch war im Wesentlichen nur „geliehen". Er beruhte vor allem auf Krediten aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Als die USA nach dem sogenannten „Schwarzen Freitag" am 25. Oktober 1929 selbst in eine wirtschaftliche Notlage gerieten und die Kredite zurückforderten, kam es in Deutschland (und nicht nur dort) zu einer erneuten großen Wirtschaftskrise. Als golden wurde vor allem das kulturelle Leben empfunden. Film, Kino, Radio und Revue-Theater erlebten Blütezeiten. Berlin war eine relativ liberale Stadt. Hier konnten Künstler sich entfalten und neue Stilrichtungen kreieren. Hier wurde getanzt, gesungen, flaniert und hier konnten auch erotische Wünsche und Träume ausgelebt werden.
Doch von diesen freien Lebensumständen profitierte lange nicht jeder. Die Zahl der Arbeitslosen war hoch, viele Menschen lebten in Armut. Die Gesellschaft war politisch, sozial und kulturell tief gespalten. Sozialisten, Kommunisten, Konservative, Liberale, Royalisten, Nationalisten, Katholiken u. a. verfolgten in erster Linie eigene Ziele. Nur selten kam es im Reichstag zu beständigen Mehrheiten. Keine einzige Regierung hielt lange durch. In nicht einmal 15 Jahren kam es zu 23 Kabinettsbildungen. So gesehen waren die goldenen Jahre keine wirkliche Glanzzeit. Sie entsprachen dem Wunschdenken und den Schwärmereien von Publizisten und Kulturbeflissenen. In der bewussten oder unbewussten Sorge, dass die schönen Jahre bald wieder vorüber sein würden, drängte es viele danach, das Leben zu genießen und die eigenen Grenzen zu erleben. Im Januar 1933 kam im Deutschen Reich Adolf Hitler an die Macht. Er benutze Film, Radio, Theater und Kunst für seine Zwecke. Mit der kulturellen Freizügigkeit war es damit vorbei.
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