In der Wilhelmstraße, einer Querstraße zur Straße „Unter den Linden" im Zentrum Berlins liegt die Botschaft des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland. Sie vertritt einen Staat, der zu den wichtigsten Partnern der Bundesrepublik Deutschland gehört. Eigentlich hätten die Beziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien immer sehr gut sein müssen. Die englische Königsfamilie agiert zwar „very british", stammt aber von deutschen Vorfahren ab. Von 1714 bis 1837 war das Vereinigte Königreich in Personalunion mit dem deutschen Kurfürstentum und späteren Königreich Hannover verbunden. Aus diesem Grund waren die britischen Könige zwischen 1815 und 1837 zugleich auch Mitglieder des „Deutschen Bundes".
Die große Queen Victoria entstammte dem Haus Hannover und ihr Ehemann Albert war Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha. Der Ehemann der amtierenden Königin Elisabeth II. ist ein Spross der hessischen-darmstädtischen Adelsfamilie Battenberg. Trotz dieser verwandtschaftlichen Beziehungen standen sich Deutschland und Großbritannien in den beiden Weltkriegen feindlich gegenüber. Bismarck sprach von England als dem „perfiden Albion" und Kaiser Wilhelm II. war offensichtlich neidisch und eifersüchtig auf seine königlich britische Verwandtschaft.
Über zweieinhalb Jahrhunderte war Großbritannien die führende Welt- und Kolonialmacht. Seine Interessen lagen in Übersee und seine Politik gegenüber Kontinentaleuropa war darauf ausgerichtet, das Gleichgewicht der Kräfte („equality of powers") aufrecht zu erhalten. Das hieß: Es war Ziel der britischen Europapolitik, dass kein Staat auf dem Kontinent so stark werden sollte, dass er die englische Weltherrschaft ernstlich gefährden konnte. Dies gelang dann auch weder Napoleon, noch Wilhelm II., noch Adolf Hitler.
Es ist nicht sehr ergiebig, im Nachhinein Fehler der Geschichte korrigieren zu wollen. Umso wichtiger ist es, dass Großbritannien und Deutschland die politische Gegenwart dazu nutzen, um gemeinsam zum Frieden und Wohlstand beider Länder beizutragen. Hierfür auf diplomatischer Ebene einen Anteil zu leisten, ist eine Aufgabe der britischen Botschaft in Berlin. Großbritannien und Deutschland gehören beide der Europäischen Union und dem nordatlantischen Verteidigungsbündnis Nato an. Sie sind Mitglieder der Gruppe der 8 (G8), in der die führenden Industrienationen der Welt sich über wichtige Fragen der Weltwirtschaft abstimmen. Es gibt also viele Bereiche der Kooperation und des Interessenausgleiches. Beide Länder können daraus Gewinn erzielen.
Großbritannien ist ein Inselstaat. Sein Staatsgebiet umfasst ca. 244.000 km² Fläche. Die Einwohnerzahl beträgt (Stand 2012) über 63 Millionen. Davon sind 83,7% Engländer, 8,5% Schotten, 4,9% Waliser und 2,9% Nordiren. Etwa 45% der Bewohner fühlen sich der Anglikanischen Kirche zugehörig, fast 20% anderen protestantischen Religionsgemeinschaften. Der Anteil der Katholiken beträgt knapp 10%, 2,6% der Bevölkerung sind Muslime, 0,9% Hindus. Die Vorfahren der heutigen Briten waren Kelten, Angeln, Sachsen und Normannen. Im 20. Jahrhundert kamen größere Zahlen von Einwanderern aus den ehemaligen Kolonien hinzu. Sie und ihre Nachkommen bilden heute einen Anteil von 8% der Gesamtbevölkerung.
Großbritannien ist eine parlamentarische Monarchie. An der Spitze der Exekutive steht der Premierminister. Formales Staatsoberhaupt ist die Königin, bzw. der König. Seine Macht begrenzt sich im Wesentlichen auf repräsentative Aufgaben. Die aber werden im Land sehr ernst genommen und bilden einen wichtigen Teil der politischen und gesellschaftlichen Kultur. Als vorrangige Pflicht des Monarchen wird es angesehen, dem staatlichen Leben „Würde" zu verleihen. Königin von Großbritannien und Nordirland ist seit 1952 Elisabeth II. Sie ist zugleich Königin in 15 weiteren Staaten. Dabei handelt es sich um Länder, die früher einmal englische Kolonien gewesen und heute unabhängig sind (z. B. Australien, Canada und Neuseeland). Dort wird sie jeweils durch einen Gouverneur vertreten. Direkten Einfluss übt sie hierbei nicht aus. Ihre Rolle wird als Zeichen der Verbundenheit der neu gebildeten Nationen mit ihrem Mutterland gesehen.
Großbritannien gehört zu den wichtigsten Industrienationen. Gemessen an seinem Bruttoinlandsprodukt lag es 2012 an 6. Stelle aller Länder. Die Hauptstädte London und Edinburgh (Schottland) zählen zu den weltweit wichtigsten Börsen- und Finanzplätzen. Das Wirtschaftssystem fördert sehr stark die private Initiative und die Steuern sind bewusst moderat gehalten. Eine herausragende Rolle spielt die chemische bzw. Petro- sowie die Luftfahrt-, die Rüstungs- und die elektronische Industrie. Der deutsche Anteil an den Importen Großbritanniens liegt bei 12%, der Anteil an den Exporten nahezu gleich.
Die britische Nationalflagge, auch Union Flag oder Union Jack genannt, enthält die Farben blau, rot und weiß. Sie setzt sich zusammen aus einer Kombination der englischen Flagge mit rotem Kreuz und weißem Grund, der schottischen Flagge mit weißem Andreaskreuz (Querbalken) auf blauem Grund und der irischen, mit rotem Andreaskreuz auf wei&szlszlig;em Grund. Die britische Nationalhymne beginnt mit den Worten: „God save the queen (king) - Gott schütze die Königin (den König)". Jedes der britischen Länder hat einen eigenen Nationalfeiertag. Als gemeinsamer Feiertag wird der zweite Samstag im Juni begangen, an dem die Königin offiziell ihren Geburtstag feiert. Englisch ist die Weltsprache Nr. 1. Sie wird an den meisten Deutschen Oberschulen gelehrt.
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Fotos der britischen Botschaft und des britischen Wappens: Rudolf Dadder