Der heutige Theatersaal hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Der erste Besitzer des 1906 erbauten Gebäudes war der Gastwirt und Weinhändler Wilhelm Neumann. Die Neumannschen Festsäle wurden vor allem für Familien- und Vereinsfeiern genutzt. Ende der 20er Jahre verfielen die Festsäle und wurden zu einer Betriebskantine. Im zweiten Weltkrieg haben die Hackeschen Höfe kaum Schaden genommen. Doch konnten sie den ehemaligen Glanz nicht wieder erreichen.
In den Jahren 1952 bis 1977 wurde der Saal als Werkstatt und Lagerfläche zweckentfremdet. Die Bausubstanz verfiel immer mehr bis das gesamte Areal der Hackesche Höfe 1977 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Der heutige Theatersaal diente bis 1990 als Probenraum für das Tanzensemble der DDR.
Nach einer aufwendigen Sanierung eröffnete das „Chamäleon" als Varietétheater 1991 seine Pforten und „avancierte mit Off-Programm und familiärer Nähe zwischen Künstlern und Publikum zur kulturellen Institution in [Berlin-]Mitte" (Berliner Morgenpost). 2004 fand ein Besitzerwechsel statt und der Theatersaal wurde nach historischem Vorbild rundum saniert, wobei auch die von August Endell gestaltete Fassade wieder hergestellt werden konnte.
Betritt man heute das Chamäleon findet man ein liebevoll gestaltetes Jugendstil-Ambiente vor. Der Charme des ehemaligen Ballsaales versetzt zurück in die "goldenen" 20er Jahre. Das Publikum sitzt an kleinen Tischen und kann neben den hochklassigen Künstlern auch Drinks von der gut bestückten Bar und kulinarische Raffinessen aus der Küche des Restaurants „al dente" genießen. Die Nähe des Publikums zur Bühne und damit auch zu den Künstlern vermittelt ein ungewöhnliches Theaterkonzept.
Es werden hausintern produzierte Varieté-Shows gezeigt, welche nach ihrer Spielzeit im Chamäleon auch im In- und Ausland aufgeführt werden. So konnte man die Shows schon in Hamburg, München und Edinburgh sehen.
Die Begeisterung des Chamäleon-Publikums bestätigt täglich aufs Neue, dass ein solcher Theaterabend eine echte Attraktion ist.
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Fotos:
Außenansicht (2): Jean-Paul Raabe
Theatersaal: H.Biess