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Jürgen Krätzer

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Jürgen Krätzer eröffnet uns eine neue Sicht auf den Autor. Er war eine faszinierende Persönlichkeit, ein kluger Kopf mit spitzer Zunge und sensiblem Herzen – ein „Freigeist“.

Die Grüne Woche

Die Grüne Woche

Dietrich Lincke

Berlin hat ein enges Netz regelmäßiger Fachtagungen und Kongresse, die ihre jeweilige Klientel in die Stadt ziehen. Aber einige große Messen spielen in einer anderen Liga: Sie sprechen ein sehr breites Publikum an, haben einen hohen Bekanntheitsgrad und Tradition. Es sind dies insbesondere die Internationale Grüne Woche (jedes Jahr in der zweiten Januarhälfte), aber auch die Internationale Tourismusbörse (jeweils Anfang März), die Internationale Funkausstellung (Anfang September) und die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung (Mitte September).

Die Grüne Woche wird seit 1926 durchgeführt, mit einer kriegs- und nachkriegsbedingten Unterbrechung von 1940-47. 2010 feierte sie ihr 75. Jubiläum. Jährlich zieht sie Hunderttausende von Besuchern an (2012 über 420.000). Sie gibt einen Überblick über den neuesten Entwicklungsstand in Ackerbau und Viehzucht, Gartenbau, Holzwirtschaft, Bau landwirtschaftlicher Maschinen, in der Nahrungsmittel- und Getränkeherstellung. Der Ton lag lange auf den Errungenschaften der deutschen Landwirtschaft. Inzwischen trägt die Messe aber zu Recht den Namen „Internationale Grüne Woche". Sie zieht immer mehr Teilnehmerländer aus Europa und Übersee an und ist weltweit die größte Schau ihrer Art.

Jahrzehntelang war Berlin vom landwirtschaftlich genutzten Umland abgeschnitten.Das verhinderte aber nicht die Wiederherstellung der Grünen Woche nach dem Kriege. Diesen Erfolg verdankt die Messe der Attraktivität des Veranstaltungsortes, der die Landwirte anzog, auch wenn er nur über eine Handvoll Agrarbetriebe verfügte. Vor allem aber übt das „gesunde Landleben" oft eine Faszination auf die Großstädter aus, und Berlin war trotz seiner „Insellage" noch immer ein großer Verbrauchermarkt. Die Wiedervereinigung gab der Grünen Woche natürlich einen gewaltigen zusätzlichen Auftrieb. Nun kamen die Besucher nicht nur aus Berlin selbst und dem Westen Deutschlands, sondern in Scharen aus dem Umland. Bei den internationalen Gästen nahmen jetzt die Osteuropäer die Möglichkeiten wahr, die ihnen die Grüne Woche bietet. So wurde z.B. Rußland 2006 zum offiziellen Gast- und Partnerland erkoren, Ungarn 2010, Rumänien 2012. Demgegenüber sind 2013 die Niederlande an der Reihe. Insgesamt bewegt sich die Zahl der teilnehmenden Staaten auf die 60 zu; zum Teil werden sie mitrepräsentiert durch Importeure ihrer Erzeugnisse in Deutschland.

Darüber hinaus bietet das Thema Ernährung reichen Spielraum für die Gastronomie, den die Aussteller kräftig nutzen. Das gilt für die deutschen Bundesländer, die meist großzügig auf eigenen Flächen vertreten sind. Es gilt aber auch für die ausländischen Aussteller, die Kostproben ihrer Erzeugnisse bis hin zu typischen Nationalgerichten anbieten. Das wird gern untermalt durch Personal in Landestracht und gelegentlich durch Volksmusik - Ensembles. Kostproben der Weine, Schnäpse und Biere aus der Landesproduktion zu mehr oder minder günstigen Preisen erhöhen die Stimmung. So hat gerade diese Messe auch den Charakter eines riesigen Volksfestes. Die Besucher gaben in den letzten Jahren jeweils mehr als 100 Euro pro Kopf aus, ein Viertel davon vor Ort, drei Viertel für Bestellungen. Darin sind nicht die Geschäftsabschlüsse zwischen den Ausstellern und ihren alten und neuen Partnern, wie Importeuren und Exporteuren, erfaßt, die ganz andere Größenordnungen erreichen.

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Fotos: Dietrich Lincke

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