Wenn früher das russische Zarenhaus nach geeigneten Heiratspartnern suchte, richtete sich der Blick immer auch nach Deutschland. Anna Petrowna, eine Tochter Peter des Großen, heiratete den Herzog Karl Friedrich von Schleswig-Holstein-Gottorf. Ihr gemeinsamer Sohn wurde später als Peter III. Zar von Russland. Katharina II., auch „die Große" genannt, war eine deutsche Prinzessin aus dem Hause Anhalt-Zerbst. Sie heiratete Peter III. und wurde nach dessen Ermordung für 38 Jahre seine Nachfolgerin auf dem Zarenthron. Im Jahr 1804 heiratete Maria Pawlowna, Tochter des Zaren Paul I. und Schwester des Napoleonbezwingers Alexander I., den Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach und wurde so die Schwiegertochter von Goethes Freund und Förderer Herzog Carl August. In den Jahren 1776 bis 1874 kam es zu fünf Heiraten zwischen Angehörigen der russischen Zarenfamilie und des Königshauses von Württemberg. Die Frau des letzten russischen Zaren Nikolaus II. (1868-1918) war eine gebürtige Prinzessin von Hessen-Darmstadt. Eng waren auch die Beziehungen zwischen Russland und Preußen. Das fand in bedeutenden Geschenken seinen Ausdruck. „Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) und Zar Peter der Große (1672-1725) besiegelten ihre politisch-militärische Freundschaft, indem Friedrich Wilhelm dem Zaren das berühmte Bernsteinzimmer übereignete und im Gegenzug hoch gewachsene junge Soldaten („lange Kerle") zum Geschenk erhielt. Mehrfach warben russische Herrscher deutsche Fachleute und Bauern an und stellten ihnen in Russland Siedlungsgebiete zur Verfügung. Seit dem 18. Jahrhundert blühten die kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland auf vielen Gebieten.
Doch nicht immer waren sich die beiden Länder politisch und militärisch einig. Gegen Schweden, Türken und Napoleon hatten sich Preußen und das Zarenreich verbündet. Im 1. und 2. Weltkrieg standen sich Deutschland und Russland mit verheerenden Folgen für beide Länder feindlich gegenüber. Bei Ende des 2. Weltkriegs besetzten russische Truppen den Ostteil Deutschlands und bereiteten die Gründung der DDR vor, die bis 1990 unter deren Kontrolle bestand. Im Jahr 1955, noch zu Zeiten des sog. „Kalten Krieges" nahmen Russland und die westliche Bundesrepublik Deutschland diplomatische Beziehungen zueinander auf. Ohne die Verständigungsbereitschaft Russlands hätte es im Jahr 1990 keine deutsche Wiedervereinigung geben können. Seit der „Wende" unterhalten die 1990 gegründete Russische Föderation und die Bundesrepublik Deutschland eine strategische Partnerschaft. Es liegt im hohen Interesse beider Länder, diese dauerhaft zu pflegen und mit Leben zu erfüllen Hierzu beizutragen ist das Anliegen der russischen Botschaft in Berlin.
Mit einer Fläche von mehr als 17 Millionen km² ist Russland das größte Land der Welt. Im Jahr 2012 zählte es ca. 143 Millionen Einwohner. Knapp 80 % davon sind Russen, der Rest verteilt sich auf fast 100 weitere Völker, darunter 0,8 % Deutsche. Russland ist ein Vielvölkerstaat.
Da die Mitglieder von Kirchen und Religionsgemeinschaften nicht amtlich erfasst werden, ist man bezüglich der Religionszugehörigkeiten auf Schätzungen und Befragungen angewiesen. Die große Mehrheit der Bevölkerung fühlt sich dem russisch-orthodoxen Glauben verbunden, 15-20 % gelten als aktive orthodoxe Christen. Etwa 14 % werden den Muslimen zugerechnet und 1/3 der Bevölkerung sind ohne Konfession oder Atheisten.
Die russische Föderation ist eine präsidial-parlamentarische (semipräsidentielle) Republik, in welcher der vom Volk direkt gewählte Präsident die führende Stellung inne hat. Die Hauptstadt des Landes ist Moskau. Sie zählte 2012 mehr als 11,5 Millionen Einwohner. Russland ist ein aufstrebendes Industrie- und Agrarland. Es verfügt über gewaltige Boden- und Naturschätze. Sein Anteil am weltweiten Erdgasvorkommen liegt bei 32 %, an Kohle bei 50 %, an Erdöl 12 %, an Nickel 36 %, an Kupfer 11, an Zink 16 und an Eisen und Zinn 27%. Gerechnet nach dem Bruttoinlandsprodukt lag das Land im Jahr 2012 auf Platz 9 der Weltrangliste. Es verfügt über eine hoch entwickelte Maschinen- Flugzeugbau- und Chemische Industrie. Wichtigster Handelspartner ist Deutschland gefolgt von der Ukraine und den USA. Deutschland liefert nach Russland vor allem industrielle Fertigerzeugnisse. Die Russische Föderation ist Deutschlands größter Rohöllieferant und deckt 1/3 seines Bedarfs an Erdgas.
Die Landesfarben sind weiß-blau-rot. Nationalfeiertag ist der 12. Juni, genannt „Tag Russlands", der, an dem die Russische Föderation gegründet wurde. Der Text der Nationalhymne beginnt mit den Worten: „Russland, unser geheiligter Staat, Russland, unser geliebtes Land ..." und im Refrain der ersten Strophe heißt es: „Auf dich sind wir stolz".
Berlin und die deutsche Republik sollten die starke Repräsentanz Russlands in der Botschaft „Unter den Linden" als eine positive Herausforderung verstehen.
Adresse: Unter den Linden 63-65, 10117 Berlin
Internet: www.russische-botschaft.de/
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Fotos: Rudolf Dadder