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Hans-Jürgen Malles
Kennst du Friedrich Hölderlin?

Seine Werke gehört neben denen Goethes und Schillers zu den bedeutendsten der deutschen Klassik, auch wenn sein Leben im Wahnsinn endete. Eine Hinführung zum Verständnis von Hölderlins Persönlichkeit und Werk bietet Deutschlehrer Malles hier. Der Leser erhält Einblicke in ein facettenreiches Leben voller Höhen und Tiefen und darf teilhaben an Hölderlins Begeisterung für die Französische Revolution und die griechische Antike. Auch die Liebe zu Susette Gontard soll nicht unerwähnt bleiben.

Spanische Botschaft

Spanische Botschaft

Dietrich Lincke

Die spanische Botschaft sticht unter den ausländischen Missionen in mehrfacher Hinsicht hervor: sie ist eine der ältesten diplomatischen Vertretungen in Berlin überhaupt, sie war die erste im Tiergartenviertel, und sie könnte wohl den ersten Preis für ihre idyllische Lage im Zentrum einer Großstadt bekommen.

1767 nahmen Preußen und Spanien permanente diplomatische Beziehungen auf. 1890 entsandte Spanien einen Botschafter - dieser Rang war  damals nur bei wenigen, besonders wichtigen diplomatischen Vertretungen üblich. Spanien trug dem durch den Ankauf eines repräsentativen Adelspalais Rechnung. Dieses befand sich ungefähr am Rande des heutigen Kulturforums, und es wurde damals zum Nukleus des neu entstehenden Diplomatenviertels am Tiergarten. Allerdings mußte es in der NS-Zeit den „Neugestaltungsplänen" Albert Speers für die Reichshauptstadt weichen. Dabei erging es Spanien nicht anders als den „Achsenpartnern" Italien und Japan. Gerade den befreundeten Staaten bot man aber einen großzügigen Tausch an. Spanien erhielt für den Neubau ein Grundstück nicht nur am Tiergarten, sondern fast umgeben von ihm: es ragt wie eine Nase in den prestigereichen Park hinein, und das eindrucksvolle Botschaftsgebäude paßt sich dieser Lage an. Es ist trapezförmig aufgebaut. Die Stirnseite mit dem repräsentativen Haupteingang wird von einem Säulenaltan beherrscht. Dort befinden sich das Arbeitszimmer des Botschafters und ein imposantes Treppenhaus. Vom Kopfbau gehen zwei langgestreckte Flügel ab: der linke wurde für die Residenz geschaffen, der rechte für die Kanzleiräume (der eine an der heutigen Thomas-Dehler-Straße, der andere an der Lichtensteinallee, die durch den Tiergarten direkt auf die Siegessäule zu führt).

 

 

So ist die Außenfront vom Park umgeben. Neben dem Botschaftsbau steht nur noch ein gleichwertiges und im Stil ähnliches Gebäude: die ehemalige dänische Botschaft; da sie inzwischen in den gemeinsamen Neubaukomplex der nordischen Botschaften umgezogen ist, beherbergt dieses Haus jetzt ein stilvolles Hotel mit dem dänischen Namen "Stue" (Stube), aber mit spanischen Eigentümern. Nicht genug mit der Dreiviertel-Umrahmung durch den Tiergarten: direkt hinter der spanischen Botschaft und dem Stue beginnt eine gepflegte Grünanlage, auf der seltene Tiere frei herumlaufen, u.a. Ur-Wildpferde, asiatische Gemsen, australische Straußenvögel (Emus). Auf den ersten Blick wirkt sie wie ein etwas extravaganter Botschaftsgarten.

 

 

Das weitläufige Gehege gehört jedoch zum Berliner Zoo, mit dessen Hauptgelände es nur durch eine schmale Brücke über den Landwehrkanal verbunden ist. Durch die umliegenden Grünflächen wird jedenfalls die Wirkung der stilvollen Botschaftsgebäude noch hervorgehoben.

Die Architekten waren der Spanier Muguruza Otano und die Brüder Johannes und Walter Krüger, die schon durch das Tannenberg-Denkmal in Ostpreußen bekannt geworden waren. Die Bauzeit dauerte von 1938-1943. Schon ein Jahr nach Fertigstellung wurde das Gebäude durch Bomben so schwer beschädigt, daß es nicht mehr benutzbar war.

Bald nach dem Kriege setzte aber Johannes Krüger den Kanzleiflügel wieder instand, so daß er das Spanische Generalkonsulat in Berlin aufnehmen konnte. Diese Vertretung war für Franco-Spanien, das lange keine Beziehungen zum Ostblock unterhielt, als Horch- und Beobachtungsposten wichtig, und der Leiter wurde dementsprechend ausgewählt. 1973 nahmen jedoch noch unter Franco Spanien und die DDR überraschend schnell - fast handstreichartig - die diplomatischen Beziehungen auf. Außenminister Lopez Bravo sagte dazu: „ Die Letzten werden die Ersten sein." Die Botschaft wurde sehr zentral in Ost-Berlin in der Dorotheenstraße (damals „Clara-Zetkin-Straße") eingerichtet.

Nach der Wiedervereinigung entschloß sich Spanien, in das repräsentative Gebäude am Tiergarten zurückzukehren. Es steht unter Denkmalsschutz. Trotzdem wurde es im Innern erheblich umgestaltet. Nur der Kopfbau blieb im wesentlichen erhalten. Der Kanzleiflügel wurde dagegen abgerissen und in Anlehnung an den alten Stil der Fassade, aber mit veränderter Inneneinteilung wieder aufgebaut. Der linke Flügel enthält weiterhin die Residenzräume, aber auch die Kulturabteilung mit Sälen für Ausstellungen und andere Veranstaltungen.

Der imponierend geschlossene Gesamteindruck bleibt erhalten und überrascht den Spaziergänger, der aus dem Tiergarten kommt und zum Schluß vielleicht noch im idyllisch gelegenen Café am Neuen See ( s. bes. Beitrag ) eingekehrt ist. Wenn man aus dem Gartenlokal auf die Straße tritt, steht man direkt vor der Botschaft, die einer stolzen Nation alle Ehre macht.

Spanien kann in der Tat auf seine lange, aber an Wechseln reiche Geschichte stolz sein. Griechen und Phönizier/Karthager gründeten im Altertum Niederlassungen auf der iberischen Halbinsel. Im 3. Jahrhundert v. Chr. wurde sie zum Kernland des Karthagischen Reiches, bis es von Rom in den drei Punischen Kriegen vernichtet und beerbt wurde (241; 201; 146 v. Chr.). Danach folgte die lange und prägende Zeit als römische Provinz, die dem Weltreich mehrere überragende Kaiser stellte: Trajan und Hadrian (98-138 n. Chr.), Theodosius (379-395 n. Chr.). In der Völkerwanderung zogen mehrere germanische Stämme durch die iberische Halbinsel. Am beständigsten etablierten sich die Westgoten bis 711 n. Chr.. Dann kamen die Mauren aus dem vom Islam eroberten Nordafrika herüber. Sie leiteten eine kulturelle Blütezeit ein, die bis nach Mitteleuropa abstrahlte. Die Gegenbewegung der „Reconquista" durch die christlichen Königreiche im Norden der iberischen Halbinsel, welche die Mauren wieder aus Spanien hinausdrängte, dauerte Jahrhunderte. Erst 1492 fiel die letzte Hochburg Granada. Im gleichen Jahr entdeckte Columbus im Dienste der spanischen Herrscher Amerika, das er noch für Indien hielt. Er setzte den Anfang für die Ausbreitung ihrer Macht auf dem neuentdeckten Kontinent (nur Brasilien wurde durch päpstlichen Schiedsspruch Portugal zugesprochen, und in Nordamerika kamen andere europäische Eroberer zum Zuge).

Damit war die Grundlage für ein spanisches Weltreich geschaffen, und seine Vorherrschaft dauerte fast das ganze 16.Jahrhundert. Sie wurde hauptsächlich von einem Monarchen verkörpert, dem Habsburger Karl V. (1519-1556), der die durch Heirat und Erbfolge stark angewachsenen Besitzungen seines Hauses und die spanischen Lande nebst ihren neuen Kolonien unter seiner Krone vereinte. Es hieß deshalb zu Recht, in seinem Reich gehe die Sonne nicht unter. Die Personalunion zwischen dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und dem spanischen Imperium hatte nicht nur machtpolitische Bedeutung, sondern sie bewirkte auch zusätzliche Kontakte zwischen den beiden nicht-benachbarten Völkern. Ein Beispiel sind die frühen deutschen Beiträge zur Erschließung Amerikas. Die für damalige Verhältnisse hochentwickelten Niederlande gehörten zum alten Reich und zur Erbmasse der Habsburger. Bei der Teilung der Dynastie nach Karl V. fielen sie an die spanische Linie, erstritten sich dann aber größtenteils die Unabhängigkeit. Auch in Italien erwarb das Habsburgerreich und später das spanische Herrscherhaus große Landstriche. Dies verschärfte den Gegensatz zu Frankreich, das sich zeitweilig umzingelt fühlte. Auch England rüttelte an der spanischen Hegemonie; es förderte zunächst Piratenangriffe auf die Goldtransporte aus der Neuen Welt. Spanien sandte 1588 eine Strafexpedition zu den britischen Inseln, die aber mit der Dezimierung der stolzen Armada endete. Damit war die spanische Vorherrschaft beseitigt.

Zu Beginn des 19.Jahrhunderts geriet auch Spanien in die von Napoleon ausgelösten kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Versuche des Kaisers, sich die iberische Halbinsel zu unterwerfen, erlitten aber durch die damals entstandene Form des „Guerillakriegs" immer wieder Rückschläge (1808-1814). Diese Kämpfe hatten jedoch zur Folge, daß sich die spanische Kontrolle über die Kolonien in Lateinamerika lockerte. Im ersten Viertel des 19.Jahrhunderts erkämpften sie sich fast alle die Unabhängigkeit, begleitet vom Wohlwollen Großbritanniens und der USA. !898 nahmen dann die Vereinigten Staaten in einem kurzen Krieg Spanien die Reste seines einst riesigen Kolonialreichs ab: Kuba und Puerto Rico in der Karibik, außerdem die Philippinen und Guam im pazifischen Raum. Was blieb, war die spanische Sprache in den ehemaligen Kolonien. Nur auf den Philippinen wurde sie allmählich durch das Englische verdrängt.

Der fortschreitende Machtverfall im 19.Jahrhundert wirkte sich auch innenpolitisch aus, im Wechsel der Herrscherhäuser und sogar der Staatsform ( Monarchie und Republik ). Eine dieser Krisen hatte starke Auswirkungen auf Deutschland. 1870 hatte Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen für den vakanten spanischen Thron kandidiert, seine Bewerbung dann jedoch wegen aufgebrachter Proteste Frankreichs zurückgezogen; in Paris fürchtete man einen Machtzuwachs Preußens, gab sich aber mit dem Verzicht nicht zufrieden, sondern verlangte von König Wilhelm I. von Preußen, daß er ihn obendrein für alle Zukunft ausspreche. Das lehnte der Monarch als überzogen ab. Bismarck faßte den Vorgang dann noch pointiert zusammen („Emser Depesche"). Frankreich nahm dies zum Anlaß für seine Kriegserklärung an Preußen, die den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 auslöste.

Im 20.Jahrhundert gingen die heftigen Pendelausschläge in Spanien weiter - Wechsel von der Monarchie zur Republik und umgekehrt, zwischen rechts und links. Die dramatische Zuspitzung kam im Spanischen Bürgerkrieg 1936-1939, mit Auswirkungen, die weit über das Land hinausgingen. General Franco hatte sich mit seinem „Pronunciamiento" gegen die Linksregierung erhoben, und die jeweiligen ideologischen Verbündeten mischten sich massiv, auch militärisch in den Konflikt ein, auf der einen Seite die Sowjetunion sowie sozialistische und kommunistische Sympathisanten, auf der anderen Seite Hitler und Mussolini und Gesinnungsfreunde der „Falange", der politischen Gefolgschaft Francos. Der schwere Bombenangriff auf die baskische Stadt Guernica durch deutsche Kampfflugzeuge warf ein Schlaglicht auf die Ausmaße des Bürgerkriegs, der auf beiden Seiten mit unerbittlicher Grausamkeit geführt wurde. Hitler hatte einen erheblichen Anteil am Sieg Francos, und er erwartete von ihm den Eintritt in den II. Weltkrieg auf deutscher Seite. Franco wollte sein ausgeblutetes Land keiner erneuten Belastungsprobe aussetzen und entzog sich geschickt dieser Forderung, entsandte jedoch die „Blaue Division" von etwa 18.000 Freiwilligen an die Ostfront „zum Kampf gegen den Kommunismus". Darüber hinaus bewahrte Spanien - wie schon im I. Weltkrieg - seine Neutralität, und Franco blieb bis ans Lebensende (1975) an der Macht. Zu seinem Nachfolger als Staatsoberhaupt bestimmte er König Juan Carlos, der den autoritären Staat zügig in eine konstitutionelle parlamentarische Monarchie überführte (Verfassung von 1978).

Nach 1945 waren sowohl Deutschland wie Spanien zunächst isoliert. Da sie nicht gegeneinander Krieg geführt hatten - Guernica wurde vor allem als Auswuchs des Bürgerkriegs gesehen -, war das gegenseitige Verhältnis nicht belastet, und es wurde auch von einer positiven Einstellung der Bevölkerung in beiden Ländern getragen. Die spanischen Gastarbeiter waren in Deutschland willkommen, die meisten gingen nach einiger Zeit mit ihren Ersparnissen und Deutschkenntnissen zurück, die für den beginnenden Tourismus nützlich waren. Der Strom der deutschen Urlauber vergrößerte sich mit steigendem Wohlstand und erreichte 2013 fast die 10-Millionen-Marke. Seit den 60er Jahren brachte er darüber hinaus eine zunehmende beständige Ansiedlung von Deutschen mit sich: gegenwärtig haben etwa eine halbe Million einen dauerhaften Wohnsitz in Spanien. In jüngster Zeit bewirkt andererseits die schwere Wirtschaftskrise im Süden Europas ( in Spanien 2013 ein Viertel Arbeitslose, unter den Jugendlichen sogar die Hälfte ), daß junge Leute nach Deutschland kommen, um eine Arbeit oder Ausbildung zu suchen. Das alles trägt zu einer weiteren Verbreitung der Sprachkenntnisse bei. Der kulturelle Austausch erhält zusätzliche Anstöße; er verschafft den Goethe- Instituten ( in Madrid und Barcelona mit Außenstellen in Granada und San Sebastian) neuerlichen Zulauf. Das spanische Gegenstück Instituto Cervantes hat Zweigstellen in Berlin, München, Hamburg, Frankfurt a.M. und Bremen. Spanisch wird in Deutschland seit langem gelernt, besonders an den höheren Handelsschulen, da es eine wirtschaftlich wichtige Weltsprache ist. Inzwischen gibt es auch sieben deutsche Auslandsschulen und zwei Berufsschulen in Spanien. Im Hochschulsektor wurden 1500 Kooperationsvereinbarungen geschlossen und zahlreiche gemeinsame Forschungsprojekte ins Leben gerufen. Wichtige Träger der Zusammenarbeit auf deutscher Seite sind u.a. die Alexander-von-Humboldt-Stiftung, der Deutsche Akademische Austauschdienst, das Deutsche Archäologische Institut mit einer Abteilung in Madrid. Diese breitgefächerte kulturelle Zusammenarbeit hat positive Aspekte für den gesamten hispanischen Sprachraum, für den das ehemalige Mutterland noch immer ein wichtiges Eingangstor ist. Dabei sollte man allerdings nicht unterschätzen, daß Deutschland seit dem 19. Jahrhundert auch selbst erheblichen Einfluß in Lateinamerika hat. Dafür steht z.B. gerade der Name Alexander von Humboldt.

Ein wichtiger Wirtschaftspartner ist Deutschland allemal. Im Handel mit Spanien stehen wir nach dem unmittelbaren Nachbarn Frankreich an zweiter Stelle. Das gilt insgesamt und für die Exporte Spaniens (2013: 23,7 Mrd. €). Bei seinen Importen lagen wir 2013 mit 31,3 Mrd. € sogar an der Spitze. Das erhebliche spanische Defizit wird allerdings durch den deutschen Touristenstrom wettgemacht. Die Struktur des Warenaustauschs zeigt ein Phänomen, das im Verhältnis hochentwickelter Volkswirtschaften gar nicht untypisch ist : In beiden Richtungen bestimmen die gleichen Warenkategorien das Bild : Autos und Autoteile, Maschinen, Chemieprodukte, elektronische Erzeugnisse. Eine Ausnahme sind im Falle Spaniens die Nahrungsmittel, die an zweiter Stelle stehen.

Bei den Auslandsinvestitionen in Spanien hat Deutschland mit 6,5% eine beachtliche, wenn auch keine besonders gewichtige Position. Aber es muß kein Nachteil sein, wenn es selbst bei ausgezeichneten bilateralen Beziehungen noch immer Raum für Verbesserungen gibt.

Adresse der Spanischen Botschaft: Lichtensteinallee 1, 10787 Berlin; ferner Generalkonsulate in Düsseldorf, Frankfurt a.M., München, Stutgart und Wahlkonsulat in Dresden. Deutsche Botschaft in Spanien: C/Fortuny 8; 28010 Madrid; ferner Generalkonsulat Barcelona, Konsulate in Las Palmas de Gran Canaria, Malaga, Palma de Mallorca und 14 Wahlkonsulate, hauptsächlich in Urlaubsgegenden.

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Fotos: Dietrich Lincke

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