Berlin-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Berlin-Lese
Unser Leseangebot

Mitgelaufen

Christoph Werner

Das Buch „Mitgelaufen“ ist nicht wie andere Bücher über das Leben in der DDR. Hier liegt nicht der Fokus auf Mangelwirtschaft, einer allmächtigen Partei und der Staatssicherheit. Der Autor ist auch kein Opfer des Regimes, dem schreckliches widerfahren ist. Er gehört zu der großen Masse derjenigen, die sich als Rädchen im Mechanismus der DDR-Diktatur gedreht haben. Christoph Werner bricht mit seinem Buch das Schweigen der Mitläufer. Er stellt sich seiner eigenen Vergangenheit und dem Wissen, dass er selbst durch seine Zurückhaltung oder auch lautstarke Zustimmung das alte System lange am Leben erhalten hat. Jahrzehnte nach dem Mauerfall eröffnet er damit vor allem der heranwachsenden Generation, welche die DDR nur noch vom Hörensagen kennt, einen ganz neuen Blickwinkel auf ihre Geschichte.

Ohne Anklage und ohne den Versuch der Rechtfertigung wagt er eine kritische Betrachtung aus dem eigenen Erleben und gewährt Einblicke in eine vergangene Zeit.
Möge der Leser nicht mit dem Zeigefinger auf ihn zeigen, sondern sich fragen, wie oft er heute selbst dem Mainstream folgt oder mutig zu sich selbst und seiner Meinung steht.

Nehm`n Sie`n Alten!

Nehm`n Sie`n Alten!

Otto Reutter

Die Statistik zeigt's dem Kenner:
`s gibt mehr Frauen als wie Männer,
Darum rat' ich allen Frau'n, sich beizeiten umzuschau'n;
Aber, bitte sich begnügen!
`s kann nicht jede `n Schönsten kriegen.
Schau'n Sie nicht so wählerisch
Nur nach dem, der jung und frisch.
Nehm'n Se'n Alten, nehm'n Se'n Alten,
so`nen Alten, wollbestallten,
So`n Beamten mit Pension -
Sehr begehrt ist die Person.
Nehm`n Se`nen Alten, nehm'n Se'nen Alten!
Hab`n Se`n etwas aufgefrischt,
Ist er besser oft wie'n Junger -
Und stets besser als wie nischt!

Ist so'n Mann auch kein Adonis,
Wenn's man bloß `ne Mannsperson is.
Ging die Schönheit auch perdu -
Umso mehr schaut man auf Sie!
Hat er auch vielleicht `ne Glatze -
Nu, einer kriegt se, einer hat se -
Oder hat er'n Doppelkinn,
Gut, dann greift man doppelt hin.
Nehm'n Se'nen Alten, nehm'n Se'nen Alten!
Hat er auch schon ein'ge Falten,
Die sind bloß am Kopf zu sehn -
`s andre ist vielleicht sehr schön.
Nehm'n Se'nen Alten, nehm'n Se`nen Alten!
Ist er auch schon dick und breit,
`n Jungen müssen Sie erst füttern,
Und den hab'n Sie schon so „weit".


`n Junger lässt sich schwer bezwingen,
Wenn Sie den Pantoffel schwingen.
`n Alter gibt Ihn' `s Portmone,
Macht die Betten, kocht Kaffee.
`n Junger küsst zwar heiß und mächtig,
Doch ein alter küsst bedächtig -
Was ihm fehlt an Temp'rament,
Das ersetzt er durch Talent.
Nehm'n Se'nen Alten, nehm'n Se'nen Alten!
Der versteht, gut hauszuhalten.
`n Junger küsst voll Unbedacht
Oft und schnell - drum geb'n Sie acht!
Nehm'n Se'nen Alten, nehm'n Se'nen Alten!
Der geht wen'ger aus sich raus,
Küßt nicht oft, doch dauert's länger -
Dadurch gleicht sich's wieder aus.

Drum, könn'n Sie kein'n jünger'n haben,
Nehm'n Sie sich `nen alten Knaben.
`s gibt viele dort und hier -
Und wie wär es denn mit mir?
Ich empfehl' mich hier aufs beste,
Hab' `ne heut' sehr schöne Weste;
Lieb' Sie alle aus der Fern' -
Schreib'n Sie mal, ich komme gern.
Nehm'n Se'nen Alten, nehm'n Se' nen Alten!
Der ist froh, wenn Sie'n behalten,
Der bleibt treu in Ewigkeit,
Wird immer treuer mit der Zeit.
Nehm'n Se'nen Alten, nehm'n Se'nen Alten!
Der küsst voller Liebesqual,
Denn er denkt bei jedem Kusse:
Huch - `s ist vielleicht das letzte Mal!

Weitere Beiträge dieser Rubrik

Hähnchens Lied
von Louis Angely
MEHR
Werbung
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen