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Krabat

Florian Russi | Andreas Werner

Krabat ist die bekannteste Sagenfigur aus der Oberlausitz. Das Müllerhandwerk und das Zaubern hatte er vom "schwarzen Müller" erlernt, von dem man gemunkelte, dass er mit dem Teufel im Pakt stand. Irgendwann musste es zum Machtkampf zwischen Meister und Schüler kommen.

Die Hauptwirkungsstätte Krabats war die Mühle in Schwarzkollm, einem Dorf, das heute zu Hoyerswerda gehört. Die Mühle besteht noch und hat nach umfänglicher Restaurierung nichts von ihrer Romantik und Magie verloren. Seit 2012 finden hier die Krabat-Festspiele statt.

Ausstellungszentrum - Martin-Gropius-Bau

Dietrich Lincke

Nur ein Viertel aller Museumsbesucher in Berlin kommt aus der Stadt selbst. Die Übrigen reisen je zur Hälfte aus anderen Teilen Deutschlands oder aus dem Ausland an. Viele werden durch eine attraktive Ausstellung zu einem Besuch verlockt; denn Berlin hat ein besonders eindrucksvolles Ausstellungszentrum, den Martin-Gropius-Bau. Er ist nach seinem Architekten benannt. Viele werden denken, hier sei dem Verfasser ein Fehler unterlaufen: der berühmte Architekt, der Begründer und erste Direktor des Bauhauses in Weimar, heiße doch W a l t e r Gropius. Er hatte aber einen Großonkel, der zu seiner Zeit (1824-1880) fast ebenso berühmt war: M a r t i n Gropius. Das großartige Ausstellungsgebäude, das 1877-1881 errichtet wurde, trägt seine Handschrift. Im Zweiten Weltkrieg wurde es sehr stark beschädigt und blieb jahrtzehntelang als Torso stehen. Es lag im Westen der Stadt, aber unmittelbar an der Mauer, die auch den Haupteingang verschloß. Der Großneffe des Architekten Walter Gropius (1883-1969) nahm sich der Sache an. Er war in der NS-Zeit in die USA emigriert und dort zu neuem, weltweitem Ruhm gelangt. In den 60er Jahren besuchte er des öfteren Berlin und setzte sein Ansehen und seine Autorität ein, um den Wiederaufbau des von seinem Großonkel entworfenen Bauwerks zu betreiben. 100 Jahre nach der Entstehung war es dann soweit. 1977-1981 wurde es - jedenfalls in seiner äußeren Gestalt - wiederhergestellt.

Ursprünglich war es für das Kunstgewerbemuseum geschaffen worden, und dies sollte auch in seiner künstlerischen Gestaltung zum Ausdruck kommen. In der Form ist es einem italienischen Renaissance-Palast nachempfunden, wuchtig mit quadratischem Grundriß (Seitenlänge 70m). Die Fassaden sind außergewöhnlich kunstvoll verziert; sie sollen die handwerklichen Fähigkeiten in der Verwendung der verschiedensten Materialien demonstrieren. Dabei werden z. B. deutsche Stadtwappen, aber auch Allegrorien für wichtige Kunstepochen der Menschheit dargestellt. Es war schwierig genug, für die Wiederherstellung Handwerker zu finden, die noch über die Kunstfertigkeit und die Techniken des 19. Jahrhunderts verfügten. Im Innern des Gebäudes beschränkte man sich denn auch auf eine einfachere Ausstattung. Der berühmte Lichthof wurde aber erneuert. 30 Jahre später kam dann eine weitere Etappe der Restaurierung im Innern, die 2011 abgeschlossen wurde. Die einzelnen Ausstellungsräume, die vor der Zerstörung ebenfalls kunstvoll ausgestaltet waren, bleiben aber funktional, ihre Wände weiß und unverziert, da sie nun die verschiedensten Ausstellungen aufnehmen, deren Wirkung man keine Konkurrenz machen möchte.

In dieser größeren Funktionalität kommt auch die veränderte Zweckbestimmung des Gebäudes zum Ausdruck. Nach seiner Eröffnung 1881 hatte es jahrzehntelang wie vorgesehen als Kunstgewerbemuseum gedient. Es erfreute sich des Interesses der Hohenzollern, nicht zuletzt, weil der Grundstock der Ausstattung aus königlich-preußischem Besitz stammte. Nach der Revolution stand plötzlich viel Raum im Berliner Schloß zur Verfügung, und so wurden wurden die kunstgewerblichen Sammlungsbestände dorthin überführt und ausgestellt. In der Republik kamen also die Schätze zurück ins Schloß!

Lichtkuppel
Lichtkuppel

Der Martin-Gropius-Bau nahm stattdessen 1922 das Ethnologische Museum auf, das jedoch nach den Kriegszerstörungen in sein ehemaliges Magazingebäude in Berlin-Dahlem verlegt werden mußte. Dort befindet es sich noch heute, bis es 2019 in das dann hoffentlich wiederaufgebaute Berliner Schloß umziehen wird. Dann könnte das Berliner Museumskarussell endlich einmal zum Stillstand kommen.

Dem Martin-Gropius-Bau ist zu wünschen, daß ihm die Funktion als Ausstellungszentrum auch künftig erhalten bleibt, für die er so vorzüglich geeignet ist und die er voll ausfüllt: Etwa 20 Ausstellungen im Jahr, oft mehrere gleichzeitig, alte Meister und Schulen, Künstler und Kunstrichtungen unserer Zeit, historische und kunsthistorische, archäologische, geographische Themen, darunter bedeutende Wanderausstellungen, die um die Welt gehen.

Einige Stichproben mögen die „Spannweite"verdeutlichen :

1981 wurde die Reihe mit einer umfangreichen Preußen-Ausstellung eröffnet, für die sich Berlins damaliger Regierender Bürgermeister Dietrich Stobbe als gebürtiger Ostpreuße sehr eingesetzt hatte (sie hat eine deutschlandweite Preußendiskussion ausgelöst und befruchtet). 1982 die Pferde von San Marco in Venedig, eine große Ausstellung zur Geschichte Lateinamerikas.1985 zwei Ausstellungen zur Geschichte Chinas mit Schätzen aus dem Palastmuseum in Peking. 1986 Kunst in Berlin von 1870 bis heute, 1987 die zentrale Ausstellung zur 750-Jahrfeier Berlins. 1988 Kaiser Augustus. 1990: Bismarck - Preußen, Deutschland und Europa. 1996: "Marianne und Germania" über das deutsch-französische Verhältnis 1789-1889 (Vorbild für die Ausstellung „Tür an Tür" über 1000 Jahre deutsch-polnische Beziehungen 2011). 2003 Kunst der Azteken. 2006: Ägyptens versunkene Schätze; Barock im Vatikan. 2006: Gandhara - das buddhistische Erbe Pakistans; Le Corbusier - Kunst und Architektur. 2010 folgte der - nach der Preußenausstellung - größte Publikumsmagnet: die Ausstellung über die berühmte deutsch-mexikanische Malerin Frida Kahlo (1910-1954), die zweimal mit dem mexikanischen „Nationalmaler" Diego Rivera verheiratet war. Hier gab es lange Warteschlangen, drastisch verlängerte Öffnungszeiten, 120 000 Besucher. Gewiß reicht dies nicht annähernd an die Rekordzahlen der MoMA-Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie heran (2004: 1,5 Millionen Besucher). Auch die Ausstellung „Gesichter der Renaissance" im Bode-Museum, veranstaltet von den Staatlichen Museen zu Berlin und dem Metropolitan Museum in New York (2011), gehört in diese Kategorie. Sie sind besser in großen Museen aufgehoben, die ihre eigenen Schätze und technischen Möglichkeiten einbringen können, als in einem Ausstellungszentrum. Aber das sind seltene Ereignisse, die den Wert und dieBedeutung des Martin-Gropius-Baus für das Berliner Kulturleben und die vielen Besucher aus Deutschland und der Welt in keiner Weise relativieren können. Seine Stärke sind die Fülle und die Vielseitigkeit seines Angebots.

Früher oder später wird jeder Gebildete entdecken, daß gerade sein besonderes Interessengebiet Gegenstand einer Ausstellung ist, die im Martin-Gropius-Bau gezeigt wird, und er wird aus dem Anlaß vielleicht nach Berlin reisen. Dann sollte er einen Teil seiner Aufmerksamkeit auch dem Gebäude widmen, das in besonderer Qualität die Baukunst und die handwerklichen Fähigkeiten des 19. Jahrhunderts widerspiegelt. Sie wurden lange als überladen kritisiert, bis man ihnen neuerdings wieder mehr Gerechtigkeit und Wertschätzung zuteil werden läßt.

Bei der Ankunft am Martin-Gropius-Bau erwartet den müden Reisenden erst einmal ein geräumiger, allerdings nicht kostenloser Parkplatz in zentraler Lage (ganz nahe dem Potsdamer Platz), ein ansprechendes Restaurant im Gebäude und im Garten, das sich auch Gerichte mit Bezug zur gerade stattfindenden Ausstellung einfallen läßt. So kann der Martin-Gropius-Bau eine stilvolle Einstimmung auf einen „Kulturbesuch" in Berlin sein.

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Fotos: Dietrich Lincke

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