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Martinsfest - Wir feiern Martini

Florian Russi

Kleine Broschüre mit Texten und Liedern zum Martinstag

Laterne, Laterne ... Im dunklen Monat November hält das Martinsfest einen Lichtpunkt für uns bereit. Vor allem Kinder freuen sich weit im Voraus auf den Martinstag, um mit ihren leuchtenden Laternen durch den Ort zu ziehen. Die Hintergründe zur Geschichte des festes und den traditionellen Bräuchensind in dieser Broschüre festgehalten. Mit einer Anleitung für eine selbstgebastelte Laterne, drei leckeren Rezepten und vielen Liedern, Gedichten und Reimen ist sie ein idealer Begleiter für jedermann.

Anekdoten und Schrullen der

Anekdoten und Schrullen der "Urberliner"

Hans Ostwald

Der Urberliner in Witz, Humor und Anekdoten nannte Hans Ostwald seine Sammlung von Anekdoten und Humoreseken aus dem Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ostwalds Berlin war nicht das "Goldene" sondern das der kleinen Leute, der Grien- und Gassenjungen. 

Hannelore Eckert

Tugend kann straucheln...

Die Tochter des Theaterdirektors Döbbelins hatte am Ende des 18. Jahrhunderts ein intimes vieljähriges Verhältnis mit einem Manne, den sie aus manchen Gründen nicht heiraten konnte. Als dies Verhältnis zum zweiten Mal Folgen hatte, machte das Publikum bei ihrem Erscheinen auf der Bühne großen Lärm. Sie mußte von der Bühne abtreten. Das Publikum gab sich nicht zufrieden, bis der Direktor erschien, und zwar etwas erregt, aber mit seinem gewöhnlichen Pathos begann:
„Geschätztes Publikum1 Tugend kann straucheln..."
„Aber nicht zweimal!"
Unter Lärm und Gelächter mußte Döbbelin abtreten.

Aus „ Der Urberliner" von Hans Ostwald
Paul Franke Verlag Berlin

Das Berliner Echo

Auf dem kreisförmigen Belle-Alliance-Platz (heute Mehring-Platz) in Berlin befindet sich nicht allein die Victoria, sondern auch ein Echo. Dies Echo nun wird ausschließlich von Straßenjungen und Lehrburschen benutzt, wodurch es sich an den Umgang mit diesen Herren Jungens sehr gewöhnt hat. Vor einiger Zeit besuchte ein auswärtiger Jüngling einen Berliner und wurde von diesem auf alle Merkwürdigkeiten der Residenz aufmerksam gemacht. Sie erreichten den Belle-Alliance-Platz; der Berliner fordert den Fremden auf, irgendeine Sentenz, eine Floskel, eine Maxime, eine Phrase zu rufen. Dieser besinnt sich lange Zeit, denn es gibt Perioden im menschlichen Leben, wo einem durchaus nichts einfallen will; endlich aber fällt ihm doch etwas ein; und er fragt mit lauter Stimme:
„Liebt Susanne mich?" und was antwortet das Echo?
„Ne mir!"

Aus „ Der Urberliner" von Hans Ostwald
Paul Franke Verlag Berlin

Berliner Kindermund

Der fromme Vater

Der Religionslehrer fragt in der Schule, in welchen Familien mittags gebetet wird. Niemand meldet sich. Er fragt weiter: „Na, spricht denn euer Vater beim Mittagessen nie vom lieben
Gott?"
„Ja, Herr Lehra, meina!"
„Na, was sagt er denn, Fritzchen?"
„Vata sagt manchmal: Ach, du lieber Jott, Mutta, een Fraß is det heite wieda!"


Zwillinge

Ein kleiner Junge von drei Jahren spielt zwischen den Straßenbahnschienen herum, ein großer Junge von elf Jahren schaut ihm zu.
Ich trete heran und frage den großen: „Ist der Kleine da dein Bruder? Ja? Dann nimm ihn doch von den Schiene weg, der wird ja da überfahren!"
„Ach" sagte der große Junge, „das macht nichts, wir haben zu Hause denselben noch mal!"


Waisenknabe

Auf der Westeisbahn mit Schnürsenkel handelnd:
„Koofen Se mir doch wat ab, mein Vater is drei Jahre vor meine Geburt jestorben."

Aus „Der Urberliner" von Hans Ostwald
Paul Franke Verlag Berlin

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