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Mitgelaufen

Christoph Werner

Das Buch „Mitgelaufen“ ist nicht wie andere Bücher über das Leben in der DDR. Hier liegt nicht der Fokus auf Mangelwirtschaft, einer allmächtigen Partei und der Staatssicherheit. Der Autor ist auch kein Opfer des Regimes, dem schreckliches widerfahren ist. Er gehört zu der großen Masse derjenigen, die sich als Rädchen im Mechanismus der DDR-Diktatur gedreht haben. Christoph Werner bricht mit seinem Buch das Schweigen der Mitläufer. Er stellt sich seiner eigenen Vergangenheit und dem Wissen, dass er selbst durch seine Zurückhaltung oder auch lautstarke Zustimmung das alte System lange am Leben erhalten hat. Jahrzehnte nach dem Mauerfall eröffnet er damit vor allem der heranwachsenden Generation, welche die DDR nur noch vom Hörensagen kennt, einen ganz neuen Blickwinkel auf ihre Geschichte.

Ohne Anklage und ohne den Versuch der Rechtfertigung wagt er eine kritische Betrachtung aus dem eigenen Erleben und gewährt Einblicke in eine vergangene Zeit.
Möge der Leser nicht mit dem Zeigefinger auf ihn zeigen, sondern sich fragen, wie oft er heute selbst dem Mainstream folgt oder mutig zu sich selbst und seiner Meinung steht.

Anekdoten und Schrullen der

Anekdoten und Schrullen der "Urberliner"

Hans Ostwald

Der Urberliner in Witz, Humor und Anekdoten nannte Hans Ostwald seine Sammlung von Anekdoten und Humoreseken aus dem Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ostwalds Berlin war nicht das "Goldene" sondern das der kleinen Leute, der Grien- und Gassenjungen. 

Hannelore Eckert

Tugend kann straucheln...

Die Tochter des Theaterdirektors Döbbelins hatte am Ende des 18. Jahrhunderts ein intimes vieljähriges Verhältnis mit einem Manne, den sie aus manchen Gründen nicht heiraten konnte. Als dies Verhältnis zum zweiten Mal Folgen hatte, machte das Publikum bei ihrem Erscheinen auf der Bühne großen Lärm. Sie mußte von der Bühne abtreten. Das Publikum gab sich nicht zufrieden, bis der Direktor erschien, und zwar etwas erregt, aber mit seinem gewöhnlichen Pathos begann:
„Geschätztes Publikum1 Tugend kann straucheln..."
„Aber nicht zweimal!"
Unter Lärm und Gelächter mußte Döbbelin abtreten.

Aus „ Der Urberliner" von Hans Ostwald
Paul Franke Verlag Berlin

Das Berliner Echo

Auf dem kreisförmigen Belle-Alliance-Platz (heute Mehring-Platz) in Berlin befindet sich nicht allein die Victoria, sondern auch ein Echo. Dies Echo nun wird ausschließlich von Straßenjungen und Lehrburschen benutzt, wodurch es sich an den Umgang mit diesen Herren Jungens sehr gewöhnt hat. Vor einiger Zeit besuchte ein auswärtiger Jüngling einen Berliner und wurde von diesem auf alle Merkwürdigkeiten der Residenz aufmerksam gemacht. Sie erreichten den Belle-Alliance-Platz; der Berliner fordert den Fremden auf, irgendeine Sentenz, eine Floskel, eine Maxime, eine Phrase zu rufen. Dieser besinnt sich lange Zeit, denn es gibt Perioden im menschlichen Leben, wo einem durchaus nichts einfallen will; endlich aber fällt ihm doch etwas ein; und er fragt mit lauter Stimme:
„Liebt Susanne mich?" und was antwortet das Echo?
„Ne mir!"

Aus „ Der Urberliner" von Hans Ostwald
Paul Franke Verlag Berlin

Berliner Kindermund

Der fromme Vater

Der Religionslehrer fragt in der Schule, in welchen Familien mittags gebetet wird. Niemand meldet sich. Er fragt weiter: „Na, spricht denn euer Vater beim Mittagessen nie vom lieben
Gott?"
„Ja, Herr Lehra, meina!"
„Na, was sagt er denn, Fritzchen?"
„Vata sagt manchmal: Ach, du lieber Jott, Mutta, een Fraß is det heite wieda!"


Zwillinge

Ein kleiner Junge von drei Jahren spielt zwischen den Straßenbahnschienen herum, ein großer Junge von elf Jahren schaut ihm zu.
Ich trete heran und frage den großen: „Ist der Kleine da dein Bruder? Ja? Dann nimm ihn doch von den Schiene weg, der wird ja da überfahren!"
„Ach" sagte der große Junge, „das macht nichts, wir haben zu Hause denselben noch mal!"


Waisenknabe

Auf der Westeisbahn mit Schnürsenkel handelnd:
„Koofen Se mir doch wat ab, mein Vater is drei Jahre vor meine Geburt jestorben."

Aus „Der Urberliner" von Hans Ostwald
Paul Franke Verlag Berlin

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